Oberst Ljapkin
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Mit seinem Werk „Oberst Ljapkin“ gab der wegweisende griechische Romanautor M. Karagatsis als 25-Jähriger sein Debüt. In ihm wird eine auseinanderbrechende europäische Ordnung am Migrantenschicksal des vor der Oktoberrevolution nach Griechenland geflohenen russischen Oberst Ljapkin nachgezeichnet. Das 1933 erschienene Buch verleitete einen Kritiker der damaligen Zeit zur Feststellung, dass Karagatsis „einer der kreativsten und von Natur aus begabtesten Vertreter der griechischen Prosaliteratur“ sei. Der Flüchtling Ljapkin findet in der mittelgriechischen Stadt Larissa eine Arbeit als Stallmeister. Und schon in seinem Erstlingswerk stellt Karagatsis unter Beweis, dass er ein „glänzender Maler der thessalischen Landschaft ist, ein erfahrener Beobachter der Sitten und Moral in einer beengenden Provinzstadt und vor allem ein dynamischer, ursprünglicher Poet“. Weniger begeistert waren die Bewohner von Larissa. Karagatsis seziert die menschlichen Schwächen, ihn interessieren die Höhen und Tiefen des menschlichen Seins. Der Roman bezieht Ereignisse und Personen in die Handlung ein, die es tatsächlich gab oder die sich tatsächlich zutrugen. In der Enge der Provinz treffen jedoch auch unterschiedliche politische Ideen aufeinander – konservative, welche die alte europäische Ordnung des 19. Jahrhunderts bewahren wollen, und neue in Form des Sozialismus. Mit ihm setzt sich der junge Autor M. Karagatsis im „Oberst Ljapkin“ ganz persönlich auseinander. Dieser packende, poetisch souverän erzählte, die Literatur Griechenlands bis heute prägende Roman kann nun endlich erstmals auch im deutschsprachigen Raum entdeckt werden. – Nein, er muss sogar entdeckt werden, da er einen wichtigen Teil der griechischen Historie im Rahmen der weiteren europäischen Geschichte besser erfahrbar macht. Damit stellt er ein wichtiges Puzzlestück europäischer Identität dar.