Rückkehr aus dem Exil
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Denisa Comănescus Dichtung kreist um eine Erfahrung, die ihr das schwierige Leben in Rumänien eintrug – mit der Familie, Vater, Mutter, Großmutter, Gefährten der Kindheit, Geliebten, Personen aus ihrem Umkreis. Ihre Motive sind die Beengung, die Randständigkeit, Suizid, die Zuflucht zum Buch, zur Literatur und zur Kunst. Sie sind erfüllt vom Pendeln zwischen Freude am Dasein und Trostlosigkeit, einem Spannungsverhältnis zwischen dem Traum der Kindheit und der Empirie einer erwachsenen Frau, welche das Zartgefühl trotz allem in ihrem Inneren nicht aufgeben kann. In ihrem Gedicht „Persephone“ verwendet Comănescu ein Zitat Ezra Pounds – „Here let thy clemency, Persephone…“ –, das ihre Neigung verdeutlicht. Die Brutalität des Lebens aber zwingt das hier umrissene Subjekt zur Demonstration von Gefühllosigkeit und Anpassung an Verhaltensmuster in der Gesellschaft. „Nur ich noch gehe der Freude entgegen / mit Beinen aus Zucker kommt sie durch einen Fluss / auf mich zu.“ („Nur ich noch gehe der Freude entgegen“) Zu finden sind frappante Metamorphosen des Traums und des Albtraums: „… ich reise / auf einem riesigen Schwan / die leeren Autobahnen entlang“ („Die Vertreibung aus dem Paradies 1979“) – „ich irre durch eine Stadt / […] ich spür nur ein finsteres Eisen / wie es sich stiehlt in mein Blut / bei jeder Bewegung. Sooo. / Und mir fehlt es an Kraft.“ („Die Provokation“) Im Bezug auf Fragen der Liebeserfüllung verschanzt sich das leidende, indessen scheinbar abgeklärte Ich hinter grotesken Situationen. „[…] der Ex-Geliebte klopft an die Tür / ich bin zusammen mit meinem Freund“ („Der Fisch“) Im folgenden führt die peinliche Begegnung in eine absurde, abseits liegende Handlung, indem die Autorin von einem „chinesischen Karpfen“ spricht, dessen „Leiche“ von einem „Zigeuner“ durch „die ganze Stadt“ getragen wird. Politische Themen kommen nicht offen zur Geltung, obgleich Comănescu einen großen Teil innerhalb der Ceaușescu-Diktatur verbracht hat. Allenfalls sind sie zwischen den Zeilen erfahrbar: „Großmutter hat mich das Vaterunser gelehrt / aber nur für zu Hause.” („Meinem Vater“) Mit „Die Welt der Sprache“ wird das Verhältnis zwischen Weltgeschehen und Schicksal der Einzelperson in eine gültige Formel gebracht und ist Gedichten der Weltliteratur ebenbürtig: Der Krieg ist real. Die ruhigen Abende wie auch der Mond sind täuschende Pausen Animation zu Verbrechen. Die Worte stehlen sich fort. Derart verletzlich und in Welteinsamkeit. Denisa Comănescu zählt zu den bedeutendsten rumänischen Gegenwartsdichterinnen, ihre Gedichte wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt.