Über Wort und warte
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Mit Barbara Rauchenbergers Gedichtband über Wort und warte präsentiert die Reihe keiper lyrik ein literarisches Debüt, das eigentlich keines ist – denn mit Veröffentlichungen in renommierten Literaturzeitschriften, die auch zur Zuerkennung des manuskripte-Literaturförderungspreises der Stadt Graz führten, hat sich die Dichterin bereits einen Namen gemacht. Nun liegt, längst überfällig, ihr erstes Buch vor. Rauchenbergers Gedichte sind scheue Wesen. Wer die falschen Fragen an sie richtet, dem entfremden sie sich mit stummem Kopfschschütteln. Es sind Verse, die in flimmernder Schwebe bleiben, schmale, durchscheinende Textkörper, die konsequent auf das verweisen, was außerhalb herkömmlicher semantischer Festschreibungen liegt. Nicht das Erzählte, sondern die Differenz zum Erzählbaren ist der Stoff, aus dem diese Dichtung gemacht ist. Sie baut ganz auf einen Wesenszug des Genres, über den kaum zu sprechen ist und der daher im Lyrikdiskurs häufig auf der Strecke bleibt: »Gedichte wollen und sollen in das sonst nicht Sagbare eindringen.« (Michael Hamburger) So machen es Rauchenbergers Gedichte dem Leser, der Leserin nicht einfach, da sie eine besondere Herangehensweise erfordern, gewissermaßen eine Lesebereitschaft über das Lesen hinaus. Es lohnt sich, diese aufzubringen – denn wenn Ludwig Wittgenstein die Grenzen der Welt mit jenen der Sprache gleichsetzte, dann bedeutet eine Lyrik, deren Qualität so kompromisslos auf eine Entgrenzung der semantischen Räume abzielt, einen wesentlichen Zugewinn an Welt. Situiert ist dieses Neuland in einem literarästhetischen Gelände, das mit Zitaten von Friederike Mayröcker, Durs Grünbein, Jan Skácel, Yves Bonnefoy, Inger Christensen, Johannes Bobrovski und anderen klar abgesteckt ist – große Namen, denen Rauchenberger auf Augenhöhe begegnet.