Sauerländische Mundart-Anthologie VII
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Zu diesem Reprint: Bis zum Ende des Kaiserreiches sind in der südwestfälischen Mundartliteratur neben rund 50 männlichen Textproduzenten nur zwei Frauen hervorgetreten: die „kurkölnische“ Sauerländerin Christine Koch (1869-1951) und die 1875 geborene Lüdenscheiderin Emma Cramer-Crummenerl. Die jüngere Autorin konnte in Lüdenscheid offenbar komfortable Verlagsmöglichkeiten nutzen und ist als die produktivste Mundartdichterin des gesamten märkischen Sauerlandes zu betrachten. Ihre 1928 bei Max Eckardt verlegten „Gesammelten Romane und Erzählungen“ enthalten ungewöhnliche Prosawerke, die in diesem 7. Band der Sauerländischen Mundart-Anthologie als Fraktur-Reprint erneut ediert werden. Die Lüdenscheiderin erzählt nicht mehr nur von einer längst in Auflösung befindlichen bäuerlichen Kultur. Sie holt auch die Welt der Arbeiter in ihre plattdeutschen Geschichten. Damit ist sie im Sauerland eine - recht einsame - Pionierin. Die Offenheit für Mundarttexte im Lüdenscheider Verlagswesen der Weimarer Jahre lässt vermuten, dass es 1928 noch ein nennenswertes Publikum mit „plattdeutscher Erstsprachlichkeit“ gab. Junge Leute oder gar Schüler haben wohl nur in Ausnahmenfällen dazu gehört. Die Sprachweitergabe am Ort war - in der Breite - schon um 1900 abgebrochen.