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Boskop und Niagara

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»Was ich will? Zeitgeschichte verpacken, Erfahrung – erzählerisch und in poetische Weitsicht umschlagend. Ich möchte Leuchtkraft vermitteln, für Wörter und für das Leben der Leser. Nicht mehr und nicht weniger wünsche ich mir. Erika Ruckdäschel BOSKOP! 1 mir als Kind gefiel der Kirschbaum besser er war kleiner glänzender der Stamm rot das Leuchten seiner Früchte aber meine Eltern oft unterschiedlicher Meinung priesen gemeinsam den Apfelbaum fanden ihn stattlich lobten die weißrosa Blütenwolke schlafmützig kam sie mir vor und erst die Früchte als wären sie Kronjuwelen das sind Boskop! Geerntet wurde im November bei Kälte und Wind groß wie Kinderköpfe! 2 ins Feld schrieb meine Mutter das doch ein Meer war (Vater war bei der Kriegsmarine) der Apfelbaum blüht! er blühte auch als blau-weiß gestreifte Männer vorbeigetrieben wurden lasst unbedingt das Laub liegen wichtige Nährstoffe durch Verrotten kam die Anweisung aus Saloniki 3 als Bomben einschlugen und wir in unserem Keller wenn wir schon da sind drehten die Äpfel im Regal aßen aber nicht alle Vati kommt bald heim kamen die Russen die DDR im Kino gegenüber wir Schüler sahen KZ Buchenwald unsre Stadt als Filiale doch bald schon immer immer wieder der weiße Flieder blüht kam ein verbitterter Mann schweigsam doch lobt er die feine Säure nirgends auf der Welt gab’s solche Äpfel 4 später beide Töchter im Westen verfolgt von duftenden Boskop-Paketen noch mit seinen achtzig Jahren stieg Vati gestern auf den Baum wenn nun im wiedervereinten Land die Tochter als Touristin anreist gehört das Haus fremden Leuten das Kino gegenüber gibt es nicht mehr kein Elterngrab nur der Apfelbaum von der Straße her sichtbar der Boskop mit der feinen Säure Spender des besten Apfelmuses der Welt vom Apfelwein ganz zu schweigen mit dem festen saftigen Fruchtfleisch tut als sei nichts gewesen

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2018

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