Kohlenhund
Autoren
Mehr zum Buch
Der schwer erkrankte Albert Grün blickt 1989 im Gespräch mit seinem Enkel Michael Velten auf sein Leben zurück. 1910 „als Deutscher geboren“, wird Albert als Sohn eines Elsässers durch den Versailler Vertrag Franzose, tritt während des Abstimmungskampfes um die Rückgliederung der Saar ans Deutsche Reich in die SA ein - und verliert 1935, nach dem Wiederanschluss, dennoch seinen Arbeitsplatz. Vergeblich versucht er, sich in Metz als Nähmaschinen-Vertreter durchzuschlagen. Nach der Rückkehr in sein Heimatdorf erwarten ihn zwei Jahre Arbeitslosigkeit: „Noch die Straßen zu deutsch, als dass ich sie hätte kehren dürfen!“ So beantragt er die deutsche Staatsbürgerschaft, erhält sie 1938 und zieht 1940 für „Preußens“ in den Krieg: Russland, Italien, Gefangenschaft, Heimkehr 1947. Dort sucht ihn die Sûreté als Deserteur, weil er 1933, während seiner französischen Wehrdienstzeit, auf die Trikolore geschworen hat. Zu seinem Glück hat seine Frau alle belastenden Papiere im Hühnerstall vergraben. Dennoch wagt er sich sein ganzes Leben lang nicht mehr nach Frankreich, immer in der Angst, „doch noch mal an die Wand gestellt zu werden.“ Michael pendelt nun hin und her zwischen Stadt und Dorf, Mitgefühl für und Erschrecken vor dem Großvater. Zunehmend ist er den Bildern ausgesetzt, die Alberts Geschichten, Träume und vor allem dessen Sterben in ihm auslösen und die sich verwirrend mit den „Tagesschau“-Bildern der friedlichen Revolution in der DDR mischen.