Bauernroman
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Anfang der 1970er-Jahre betrat ein Jungbauer aus Oberösterreich die literarische Szene im deutschsprachigen Raum. Ohne Punkt und Beistrich und mit experimenteller Verve schilderte Max Maetz in seinem „Bauernroman. Weilling. Land und Leute“ die intimen Details des Landlebens, „in jenem Idiom, das er sich für die falsche Biederkeit seiner Prosa zurechtgelegt hat“, wie es im Klappentext des Buches hieß. Doch Max Maetz war ein Pseudonym. Dahinter verbarg sich der Linzer Schriftsteller Karl Wiesinger (1923–1991), der mit der Erfindung eines schriftstellernden Bauerns den Literaturbetrieb narrte. Er erhielt für seine „unverstellte Schilderung des Landlebens“ sogar einen Literaturpreis und kündigte einen Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse an, zu dem Max Maetz allerdings nicht erschien. Für seine linken politischen Romane, die Österreichs Geschichte im 20. Jahrhundert zumeist aus der Sicht der widerständigen, kommunistischen Arbeiterschaft beleuchteten, hatte Wiesinger zuvor keinen Verlag in Deutschland oder Österreich gefunden. Doch nach der Aufdeckung seines Pseudonyms rückte er mit einem Mal vom Schatten ins Licht des Betriebs und erhielt in der Folge die anerkennende Aufmerksamkeit von bekannteren Kollegen wie Ernst Jandl, Peter Turrini oder Michael Scharang. Der „Bauernroman“ des Max Maetz war aber mehr als ein kurzzeitiger literarischer Aktionismus, sondern eine gelungene Komposition aus Satire und Sozialkritik des (ober)österreichischen Landlebens. Geschrieben im unsentimentalen Duktus, stellte der Text alle gängigen Stereotypen in Frage. Denn die Stationen des Werdegangs der Hauptfigur offenbaren einen anderen Blick auf die vermeintliche Idylle, in deren Gefüge der eigene persönliche Vorteil die einzige Maßregel zu sein scheint.