Stefan Zweig Kollektion/Die Frau und die Landschaft
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Eine erotische Erzählung von Stefan Zweig: „Ich zitterte vor Erregung. Mein Blut war von den feinen Stacheln der Hitze aufgereizt, meine Nerven knisterten und spannten sich, nie hatte ich so wie jetzt die Wollust des Windes geahnt, die selige Lust des Gewitters. Und es kam, es zog heran, es schwoll und kündete sich. Langsam schob der Wind weiche Knäuel von Wolken herüber, es keuchte und schnaubte hinter den Bergen, als rollte jemand eine ungeheure Last. Manchmal hielten diese schnaubenden, keuchenden Stöße wie ermüdet wieder inne. Dann zitterten sich die Tannen langsam still, als ob sie horchen wollten, und mein Herz zitterte mit. Wo überall ich hinblickte; war die gleiche Erwartung wie in mir, die Erde hatte ihre Sprünge gedehnt: wie kleine, durstige Mäuler waren sie aufgerissen, und so fühlte ich es auch am eigenen Leibe, daß Pore an Pore sich auftat und spannte, Kühle zu suchen und die kalte, schauernde Lust des Regens. Unwillkürlich krampften sich meine Finger, als könnten sie die Wolken fassen und sie rascher herreißen in die schmachtende Welt.“