Jenes volle satte Gelb
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Die ewige Suche nach Heimat Der Roman von Hannes Hansen schlägt einen eleganten Bogen zwischen Alt und Jung, Ost und West, Kapitalismus und Sozialismus, Freiheit und Zwang. Er führt den Leser in eine bewegte Zeit zurück, die niemanden unverändert gelassen hat. Der Romanheld will etwas Unbestimmtes wiederfinden, ohne den Verlust überhaupt benennen zu können. In seinem Leben hatte sich alles irgendwie gefügt, es gab auch keinen Anlass, sich zu beklagen. Was ihm fehlt, ist „jenes volle satte Gelb“. In der Mitte seines Lebens macht er sich auf den Weg zurück in die Jugendzeit. In seiner alten Stadt findet er Bekanntes, Vertrautes, Zuneigung und sogar – wie vorher bestimmt – seine Jugendliebe wieder. Die alte Welt ist auferstanden und wirkt wie stehengeblieben. Auch sein Leben steht genau an dieser Stelle still, markiert den Riss, der für andere schmerzhaft durch die ganze, damals noch junge Bundesrepublik gegangen war. Nur er hatte ihn nicht gefühlt, obwohl Ost und West, Freunde, ganze Familien und Liebende brutal getrennt wurden. Georg war bereit gewesen, sich zu widersetzen, aber seit dem Mauerbau war auch er wie vermauert, obwohl er die „richtige Seite“gewählt hatte, den Westen. Sein Leben ereignete sich von diesem Zeitpunkt ohne sein aktives Dazutun. Das ging lange gut. Hannes Hansen malt in seinem eigenen, geschmeidig fließenden Erzählstil wunderschöne, nostalgische Bilder, lässt das Wohnzimmer der Fünfziger Jahre mit den beiden alten, fleckigen Ledersesseln und den vielen Büchern, das Bad mit dem altmodischen, gasbetriebenen Warmwasserbereiter lebendig werden, beschreibt den morbiden Charme der Stadt Potsdam zur Wendezeit mit den herrschaftlichen Häusern und einstmals üppigen Parkanlagen. Er findet auch bewegende Worte für das Heimelige in der Enge, für die zärtliche Nähe im fremd Gewordenen, für altvertraute Gewohnheiten und längst vergessene Leckerbissen. Die selbst gewonnene Freiheit der Jugend erinnert auch an den missglückten Aufbruch in einer unsicheren Zeit. Das liest sich schön und traurig zugleich. An keiner Stelle verfällt der Autor in Kitsch oder Rührseligkeit, was nahegelegen hätte, und doch weckt er die Gefühle des Lesers, die seiner Romanfigur abhanden gekommen sind.