Kirche und Schauspiele
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Bei der Erforschung des Problemkreises Antike und Christentum wurde das Thema Kirche und Schauspiele bis jetzt noch nicht in umfassender Weise dargestellt. Dies ist umso erstaunlicher, als sich jene Frage dem antiken Christen angesichts der zahlreichen und prächtigen Spiele in sehr dringlicher Weise stellte. So sahen sich bekanntlich Tertullian und Novatian sogar gezwungen, in gesonderten Schriften mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Auch die späteren Kirchenväter versäumten es nicht, immer wieder auf dieses Thema einzugehen. Wegen der Fülle des Stoffes beschränkt sich jedoch der Verfasser, zugleich Theologe und Altphilologe, auf die lateinischen Kirchenväter. Ausgangspunkt ist eine anschauliche Schilderung aller Arten der öffentlichen Spiele in der späteren Kaiserzeit. Nach dem Vorbild Tertullians wird der Begriff des Schauspiels weit gefasst; neben den Theateraufführungen kommen auch die Kämpfe im Amphitheater, die Wagenrennen und der Agon zur Darstellung. Dabei werden erstmals die für die Kulturgeschichte der späteren Kaiserzeit so bedeutsamen Äußerungen der Kirchenväter zum Thema “ludi” in ihrer ganzen Fülle ausgeschöpft. Besondere Aufmerksamkeit verdiente Augustin, der als einziger der lateinischen Kirchenväter berichtet, wie er von einer großen Leidenschaft für das Theater gepackt war, von der er sich nur langsam befreien konnte. Da das Urteil der Kirchenväter bekanntlich die Haltung der Kirche gegenüber der Bühne bis zur Neuzeit bestimmte und prägte, wird auch der Kulturhistoriker und Theaterwissenschaftler an der vorliegenden Untersuchung nicht vorbeigehen können.