Die Flucht
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Michail Bulgakow (1891-1940) hat selbst den russischen Bürgerkrieg 1918-1920 in der Ukraine erlebt und hat diese Zeit im Roman „Die weiße Garde“ sowie in den Stücken „Die Tage der Turbins“ und „Die Flucht“ verarbeitet. Die Auseinandersetzungen mit der Literaturkritik jener Zeit fanden ihren Ausdruck im anfänglichen Erscheinen, dem späteren Verbot des Romans, den mehrjährigen Aufführungen des Stückes „Die Tage der Turbins“ und dem absoluten Verbot der „Flucht“ wegen ihres politisch-provokanten Inhalts. War „Die weiße Garde“ noch wegen des darin anerkannten Sieges der Roten halbwegs geduldet worden, geriet die „Flucht“ in die grundsätzliche Auseinandersetzung um Grundsätze sowjetischer Kulturpolitik und wurde trotz Genehmigung und angelaufener Proben verboten. Dieser auf höherer Ebene ausgetragene Konflikt zwischen Gorkij und der Zensurbehörde, in den sich sogar das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und Stalin selbst einschalteten, richtete sich gegen die „Rechten“. Trotz einstimmiger Ablehnung der „Flucht“ durch das Politbüro hielt Stalin, der übrigens „Die Tage der Turbins“ als „nützlich“ bezeichnete und selbst mehrfach besuchte, eine Aufführung der „Flucht“ trotzdem für möglich, wenn Bulgakow einen anderen Schluss hinzufügen würde, der im Sinne der sowjetischen Ideologie die weiße Bewegung verurteilte. Bulgakow hat diesen Schluss nicht geschrieben. Er ließ sich nicht durch das Sowjetsystem korrumpieren, das Verbot blieb und als 1937 führende Generäle des Bürgerkrieges und Marschälle der Sowjetunion und eine ganze Reihe von Künstlern als angebliche Agenten und Verräter erschossen wurden, änderte Bulgakow sein Stück in die hier vorliegende Fassung. Der Emigrant Chludow sah nun keine Zukunftsperspektive mehr in einer Rückkehr in die Heimat nach der Flucht und erschoss sich. „Waren es Träume? Wohin und warum sind wir geflohen?“ fragt Serafima am Schluss. Die „Flucht“ war selbst Bulgakows persönlicher Traum, der nie in Erfüllung ging.