Gewerbefleiß
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Nicht von 'Vulkan', A. G. 'Weser', 'Jute' und den berühmten Großbetrieben handelt das 19. Heft der Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, sondern von einem bisher weithin vernachlässigten - gleichwohl bedeutenden - Kapitel der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Bremens: von den gewerblichen Klein- und Mittelbetrieben und vom Handwerk. Wie diese Unternehmen sich mit zunehmender Industrialisierung entwickelt haben, das war eine Frage, die lange Zeit als müßig galt, da die Antwort seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts festzustehen schien: Dem Urteil der meisten Zeitgenossen zufolge waren diese Betriebsformen vom Aussterben bedroht; die Zukunft schien allein den 'Riesen'-Betrieben und Großkonzernen zu gehören. Nach einer umfassenden Einführung in die Lage der gewerblichen Unternehmen um die Mitte des 19. Jahrhunderts werden in den einzelnen Beiträgen exemplarisch einige Betriebe und Gewerbezweige behandelt: die Steingutfabrik Witteburg in Farge, die Bremer Schornsteinfeger, die Schneidermeisterinnen und die Bäcker. Zu letzteren wird im Faksimile eine vom späteren Reichspräsidenten Friedrich Ebert verfaßte und 1892 in Bremen gedruckte Untersuchung wiedergegeben. Ein umfangreicher Artikel analysiert die Entwicklung des Tischlergewerbes, das von der zunehmenden Mechanisierung in besonderem Maße betroffen wurde. Bemerkeswert ist dabei, daß auch die Entwicklung der Firma Seebach & Deckwitz und ihrer Nachfolger rekonstruiert werden konnte, deren Werkstattgebäude samt der gründerzeitlichen Maschinenausstattung in der Köpkenstraße (Ostertorviertel) als 'Tischlereimuseum Bremen' erhalten geblieben ist. Insgesamt ergibt der reich bebilderte Band einen Einblick in die Entwicklung des Handwerks und Gewerbes, das - allen Unkenrufen zum Trotz - in Bremen doch noch immer einen goldenen Boden haben dürfte.