Schwelbrand
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Lucie setzt sich durch. Sie verlässt das Altersheim und kehrt in ihr Häuschen zurück. In das winzig kleine Häuschen, das mit blauer Fassade sauber eingezäunt mitten in der grünen Wiese steht. In das Appenzeller Häuschen, das sie erst verspottet und gehasst hatte, das ihr aber dennoch zur Heimat geworden war. Es ist das erste Mal, dass Lucie in den 83 Jahren ihres Lebens eine Entscheidung getroffen hat. Bis anhin hatte sie ihre eigenen Bedürfnisse immer den Interessen anderer untergeordnet: Den Verhaltensnormen der bürgerlichen Familie in St. Gallen am Ende des Zweiten Weltkrieges, dem Nutzen des elterlichen mittelständischen Gewerbebetriebes und der Hilflosigkeit ihrer behinderten Schwester. Ohne grossen Widerstand liess sie sich vom Alltag klein machen. Behutsam und präzise zeichnet Ursula von Allmen die Geschichte von Lucie nach. Es geschieht viel Gewöhnliches, kaum Spektakuläres. Vieles, das geschehen könnte, geschieht nicht. Im Keller ihres Häuschens erinnert sich die 83jährige Lucie beim Stöbern in alten Sachen an die unerfüllten Sehnsüchte. Hier ists ihr wohl, zusammen mit all den Zeugen ihrer ungelebten Träume. Und das Ende ihres Lebens ist gleichermassen erschütternd wie naheliegend, es musste so kommen.