Der eine Gott und die himmlischen Heerscharen
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Die Frage nach der Entstehung des Monotheismus in Israel findet seit geraumer Zeit wieder zunehmendes Interesse in der alttestamentlichen Wissenschaft. Dabei steht in der Forschung außer Frage, dass der im babylonischen Exil wirkende „Deuterojesaja“ für die explizite Formulierung der monotheistischen Gottesvorstellung eine entscheidende Rolle spielte. Umstritten ist dagegen die Frage nach den Gründen für diesen religionsgeschichtlich so bedeutsamen Durchbruch gerade in der Exilszeit. Die vorliegende Untersuchung macht deutlich, dass Deuterojesajas monotheistisches Bekenntnis zu JHWH als einzigem Herrn über Geschichte und Schöpfung auf dem Hintergrund der religionspolitischen Auseinandersetzungen während der Herrschaft des letzten neubabylonischen Königs Nabonid (556—539 v. Chr.) zu sehen ist. Die Kernthese der Arbeit besagt, daß Deuterojesajas monotheistische Argumentation mittels „Weissagungsbeweis“ und Schöpfungsglaube vor allem polemisch an der Verehrung des babylonischen Götterkönigs Marduk (Bel) orientiert ist, der in einigen Texten in beinahe monotheistischer Weise gepriesen wird. Dabei spielen astronomische Vorstellungen eine zentrale Rolle. Die Kernthese impliziert jedoch nicht, dass Deuterojesajas monotheistisches Gotteskonzept aus der babylonischen Religion stammt. Vielmehr wird gezeigt, daß der innerbabylonische Konflikt um die universale göttliche Macht eine katalytische Funktion für die Ausbildung des Monotheismus bei Deuterojesaja hatte.