Die vom Koran Getöteten
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Es hat stets eine große Differenz in der Beurteilung der Ästhetik des Koran zwischen den westlichen Islamwissenschaftlern und den Muslimen gegeben. Während die Muslime die Schönheit des Koran und seine Unnachahmlichkeit sowohl in sprachlicher, rhetorischer und literarischer Hinsicht hervorheben, können viele europäische Orientalisten dem Koran in ästhetischer Hinsicht kaum etwas Positives abgewinnen. Diese Orientalisten verkennen zum einen den liturgischen Rezitationscharakter des koranischen Texts und zum anderen den Zusammenhang zwischen dem ästhetischen Urteil der Muslime und der gläubigen Rezeption des Korantexts in der muslimischen Gesellschaft. Die islamische Literatur hält zahlreiche Zeugnisse bereit, worin die sinnlich erfaßbare Seite der Koranrezitation dokumentiert ist. Der šafi'itische Jurist und Rechtsgelehrte Abû Ishâq Ahmad ibn Muhammad ibn Ibrâhîm at-Ta'labî (gest. 427/1035-1036) hat in seiner mystisch erbaulichen biographischen Sammlung Kitâb fîhi qatlâ l-Qur'ân die extremste Wirkung festgehalten, die eine Koranrezitation beim Hörer hervorrufen kann. Das kleine Werk enthält neunzehn Überlieferungen über Asketen sowie vier Éinnen, die in Folge einer Koranrezitation gestorben sind. Mit der kommentierten Edition und Übersetzung der drei Handschriften zu at-Ta'labîs Werk möchte die Arbeit einen Beitrag zur ästhetischen Rezeptionsgeschichte des Koran leisten. Der Kommentar zum Qatlâ l-Qur'ân hat folgende Ziele: Es sollen zum einen die in der Schrift sowohl explizit als auch implizit enthaltenen Faktoren herausgearbeitet werden, deren Zusammenwirken den Tod der Personen und Éinnen bei der Koranrezitation hervorrufen. Danach werden die einzelnen Personen und ihre asketische Geistes- und Lebenshaltung näher beleuchtet. Anschließend beschäftigt sich der Kommentar mit der stereotypen Erzählweise und Struktur der Überlieferungen. Zum Schluß wird at-Ta'labîs Werk im Kontext der mystischen Literatur betrachtet.