Katharina II. im Spiegel der deutschen Zeitschriftenpublizistik des 18. Jahrhunderts
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Durch einen Staatsstreich beanspruchte 1762 eine geborene deutsche Prinzessin die kaiserliche Macht im Russischen Reich für sich und nahm als Katharina II. eine doppelte Herausforderung an, eine politische und eine publizistische. Politisch wollte sie das Europäisierungswerk ihres großen Vorgängers Peters I. fortsetzen. Publizistisch musste die russische Kaiserin den Anspruch Russlands - Teil Europas zu sein - dem Westen schmackhaft machen. Die Thronlegitimation und die russische Expansion stellten höchste Ansprüche an die kaiserliche Öffentlichkeitsarbeit. Während es Katharina II. gelang, den unwiderlegbar illegitimen Staatsstreich in einen legitimen Staatsakt umzumünzen, versagten ihre Überzeugungskräfte gegenüber einer misstrauischen westeuropäischen Öffentlichkeit. Die Innenpolitik sollte das leisten, was durch die russische Expansion unentwegt torpediert zu werden drohte, nämlich die Anerkennung Russlands als europäischer Staat und Katharinas II. als aufgeklärte Herrscherin. Umfangreiche Initiativen auf dem Gebiet der Gesetzgebung, Kultur, Bildung und Wirtschaft standen im Mittelpunkt der kaiserlichen Öffentlichkeitsarbeit. Auch wenn die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht unbemerkt blieb, der Erfolg bestätigte Katharina II.: als Urheberin der positiven Entwicklung Russlands wurde ihr von der öffentlichen Meinung bereitwillig der Titel einer aufgeklärten Herrscherin - mit dem Anspruch auf „unsterblichen Ruhm“ - zuerkannt.