Die Wiederkehr des Alevitentums in der Türkei und in Deutschland
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Das Alevitentum unterliegt einem Transformationsprozess, der durch einen vorübergehenden Niedergang und durch eine gegenwärtige Wiederbelebung geprägt ist. Der Vorgang der Wiederkehr des Alevitentums wirkt sich auf die religiösen Institutionen Cem, Saz und Dede aus. Das vorliegende Buch arbeitet die Gründe und das Ausmaß der alevitischen Wiederkehr heraus. Zu den Ursachen zählen die Urbanisierung, der technische Fortschritt, der Einfluss der Clan-Netzwerkstrukturen, die alevitische Reaktion auf religiöse Diskriminierung und die Sinnkrise der alevitischstämmigen Sozialisten nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sowie die transnationalen Folgen der Migration nach Westeuropa. Es wird die These vertreten, dass mit der Revitalisierung des Alevitentums Verbände entstanden sind, die dann diese Wiederbelebung mit den „lieux de memoire“ (Nora) vorantreiben und z. B. durch Kultur- und religiöse Veranstaltungen sowie Publikationen mitgestalten. Diese Vereinigungen arbeiten an der öffentlichen Pflege ihres jeweiligen Alevitentumverständnisses in Filialen (Panels, Riten), Medien oder in Deutschland in Berliner Schulen mit. Sie selber leisten durch Kreierung eigener religiöser Institutionen (Priesterrat etc.) einen Beitrag zur großstadttauglichen Standardisierung des Alevitentums. Die Verschriftlichung und Veröffentlichung der Lehren und die gleichzeitige Fixierung des Ablaufs der Riten sowie die Einrichtung von rituellen Sakralorten garantieren mit alevitischem Religionsunterricht in der Diaspora die Wahrung der religiösen Werte und Normen. Dadurch wird der Übergang der früher heterodoxen und flexiblen „Geheimkonfession“ in eine offene, systematisch, verschult gelehrte und verregelte „Schriftkonfession“ erleichtert. Das weitere Ziel des Buches ist es, das von den alevitischen Vereinigungen gepflegte Alevitentum mit den Medien zu verknüpfen, die das kollektive Gedächtnis der Aleviten prägen sollen (z. B. Periodika, Kalender).