Gott ist anders
Autoren
Mehr zum Buch
Willigis Jäger: Das Ich soll schweigen. Damit das auftauchen kann, was die Mystik unser wahres Wesen nennt Elisabeth Moltmann-Wendel: Es ist gut zu leben. Freundschaften, in denen Geschlechterrollen nicht dominieren, sind eine Kultur im Reiche Gottes Helmut Jaschke: Ein Auge ist, das alles sieht. Gerade fromme Menschen wollen alles richtig machen Michael N. Ebertz: Ein Christentum ohne Christus? Was Umfragen über das Gottesbild der Deutschen offenbaren Eugen Drewermann: Bewusstsein, Person und Gott. Von Neurologie und Theologie Horst Schwebel: Alles begann mit dem Goldenen Kalb. In der modernen Kunst verschwindet das Abbildhafte, um im Bild das Jenseits des Bildes zum Ausdruck zu bringen Anselm Grün: Die Schule des Sehens. Wer auf den Grund seiner Seele schaut, der flieht nicht vor der eigenen Wahrheit Maria Goetzens: Typen wie Brigitte und Robert. Gerade diese Menschen sind für mich Botschafter der Liebe geworden Udo Marquardt: Der Überlebende. Heinrich Schmitt: Ikonen sind der Ort der Begegnung mit dem Himmel Friedhelm Mennekes: Du sollst dir kein Bild von Gott machen! Über den Skandal der Gottesbilder und ihre Infragestellung im Werk von Arnulf Rainer Bernardin Schellenberger: Die unfassbare Kraft des 'Zwischen'. Man erkennt Gott nur, wenn man sich auf das innere Gespräch mit ihm einlässt, auf dem Weg über die Schriften, die von ihm berichten 'Niemand hat Gott je gesehen.' So steht es in der Bibel, und so ist es. Und trotzdem hat jeder von uns Bilder von Gott im Kopf. Vielleicht als gemütlicher Greis mit grauem Bart; oder – ähnlich problematisch – als 'Auge', das alles sieht, 'auch was in dunkler Nacht geschieht'. Selbst Jesus hatte sein Gottesbild: 'Abba', Vater. Die Bibel ist voller Gottesbilder: der gute Hirte, der Rächer, Gott mit der bergenden Mutterbrust, der zornig schnaubende Kriegergott, dessen Atem alles töten kann, der Gott, den du im sanften Säuseln findest. Bilder über Bilder, die alle mit Zurückhaltung zu betrachten sind. Sie fangen Gott ein, geben ihm Kontur, machen ihn fühlbar, vorstellbar, und sie führen gleichzeitig in die Irre. Gott ist nicht so, wie wir es uns 'ein-bilden'. Jeder Gott, den wir uns vorstellen können, ist eine Einbildung. Deshalb: Vorsicht vor Gottesbildern. Sie sind immer mehr falsch als richtig. Da sind sich die religiösen Traditionen von Judentum, Islam und Christentum einig: 'Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott!' Das Verbot wendete sich ursprünglich gegen die Verehrung und Anbetung von konkreten Gottesbildern und Statuen wie dem Goldenen Kalb. Aber der kritische Impuls in diesem uralten Verbot geht darüber hinaus. Gott übersteigt Bild und Vorstellung, ist immer größer, ist immer anders. Es ist gar nicht leicht, damit umzugehen. Schließlich bebildert unser Gehirn ganz automatisch alle Bewusstseinsinhalte. Wir können uns gar nicht 'nichts' vorstellen, wenn wir von Gott reden. Ohnehin hat das Christentum die Strenge des Bilderverbotes im Unterschied zu Judentum und Islam nicht aufrechterhalten. Trotz Kritik setzte sich im Christentum eine insgesamt bilderfreundliche Tradition durch. Dennoch: Die Skepsis gegen die Bilder von Gott bleibt ein Gebot der Gottesrede ('Theologie') und von jeder Spiritualität. Auf dem geistlichen Weg gibt es immer wieder die Erfahrung, dass ein Gottesbild zerbricht und zerbrechen muss, weil der wahre Gott immer 'anders' ist. In der Mystik erfahren Menschen, dass Gott sich ganz im Bildlosen, im Dunklen verliert, dass in dieser Bildlosigkeit sich aber neue Dimensionen der Gotteserfahrung eröffnen.