"Was Bedürfnis der Zeit ist ..."
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Wodurch wurden weibliche Identitäten im Katholizismus des 20. Jahrhunderts geprägt? Über mehrere Generationen erhielten zahlreiche Katholikinnen an den konfessionellen Instituten von den Lehrschwestern eine solide Erziehung und hochstehende Bildung vermittelt. Sie gaben diese nach der Institutszeit an verschiedenen sozial-gesellschaftlich zentralen Sozialisationsstellen des Katholizismus weiter als Lehrerinnen, Mütter, Gattinnen oder als Mitgestaltende in katholischen Vereinen und Pfarreien. Untersucht werden die kulturellen und religiösen Lebensräume der Bildungsinstitute anhand von Ritualen und Frömmigkeitspraktiken sowie von Bauten und Strukturen. Dabei steht die Umsetzung und Rezeption des vorkonziliären Katholizismus durch Schwestern, Institutsgeistliche und Institutsschülerinnen im Vordergrund. Eine Analyse der identitätsprägenden Diskurse weist auf einen konvergierenden Inhalt, der sich insbesondere in der Marienverehrung zeigt. Bis zur Konzilszeit bildete Maria die religiöse und soziale Klammer sowie eine lebenspraktische Orientierung. Im Gegensatz dazu wies das Institutsleben spätestens ab den 1970er Jahren eine Pluralisierung auf, nachdem die Identifizierung mit der Muttergottes zunehmend an Bedeutung verlor. Gezeigt werden für die nachkonziläre Zeit die vielschichtigen Transformationsprozesse des Katholizismus und somit der Wandel vom konfessionellen Töchterinstitut zur christlichen Mittelschule.