Wähle das Leben!
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Ernst Ehrenreichs Studie zum Deuteronium 30 bietet eine synthetische Perspektive auf den Endtext von Dtn 30,1–20. Nach einer kurzen Methodenreflexion und grundsätzlichen Bemerkungen zur Deuteronium-Exegese wird ein solider Zugang zum Text (Abgrenzung, Übersetzung, Statik und Dynamik) erschlossen. Dabei fokussieren drei Schwerpunkte die anschließende Einzelvers-Auslegung: 1) Intertextualität 2) Bewältigung von Gewalt: Als Gesprächstext fängt Dtn 30 belastete Motive und Themen aus dem näheren und weiteren Vorkontext auf und führt so die pentateuchische Anthropologie und Theologie aus der Krise 3) Hermeneutik: Die Herzensbeschneidung durch Gott (v6) bewirkt eine Synthese der Bundeskonzepte des Pentateuch und integriert deren gemeinsame Schwachstelle. Unter ihrem Vorzeichen wird das Deuteronium im Kontext eines erneuerten Moabbundes zum verbindlichen Rechtskorpus für die Zeit nach dem Exil. Exemplarisch wird dieser hermeneutische Schlüssel im Spiel zwischen fiktiver und realer Kommunikation auf das Wort als Zugang zur Nähe Gottes (v11–14) und auf die Option für das Leben (v15–20) angewandt. Aus diesen Schwerpunkten ergeben sich Impulse für die Verhältnisbestimmung von Tora und Prophetie, von Altem und Neuem Testament. Bei Ezechiel, Jeremia, in mehreren alttestamentlichen Gebeten und in Römer 10,4–13 kann eine ähnliche Hermeneutik nachgewiesen werden. Insgesamt zeigt sich eine größere Kontinuität zwischen den Teilen der Bibel, als allgemein angenommen wird.