Tryphe und Kultritual im archaischen Kleinasien - ex oriente luxuria?
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In der Forschung zum Klassischen Altertum wurde noch bis ins 20. Jahrhundert hinein das „Orientalische“ als das prinzipiell Ungriechische gewertet und mit physischer wie psychischer Dekadenz in Verbindung gebracht. Bereits antike Autoren haben in ähnlicher Weise den Orient als einen geographischen Raum nicht nur unermesslicher Schätze, sondern auch eines ausschweifendem Luxus gesehen. So galten den Dorern schon die Griechen Kleinasiens als schlaff, unkriegerisch und allen denkbaren Genüssen ergeben. Dass sie sich der Fremdherrschaft der Lyder und dann der Perser nicht erwehrt hatten, schien dieses Bild zu bestätigen. Indessen bezweifelt die moderne Forschung nicht mehr, dass die frühen Hellenen erst infolge ihrer ständigen Kontakte mit den altorientalischen Reichen, namentlich deren materiellen Ressourcen und künstlerischen Leistungen, zu ihrem eigenen kulturellen Profil gefunden haben. Nicht zuletzt war Kleinasien eine dieser entscheidenden Vermittlungszonen, wo sich zudem Interferenzen und Adaptionen auch im Bereich der Religion aufzeigen lassen. In dem auf religiöse Dynamiken zwischen Asien und Europa ausgerichteten Käte-Hamburger-Kolleg an der Ruhr-Universität Bochum wurde im Dezember 2009 ein Workshop veranstaltet, der die vielseitige Brückenfunktion Kleinasiens thematisierte. Dabei bildeten Kultrituale (Opfergaben, Prozessionen, Gelage) den thematischen Schwerpunkt, außerdem standen das Lyderreich und die großen Heiligtümer (Samos, Ephesos, Milet/Didyma) im Mittelpunkt der Betrachtungen. Der von Linda-Marie Günther herausgegebene Sammelband Tryphe und Kultritual im archaischen Kleinasien – ‚ex oriente luxuria?‘ vereint die Beiträge der transdisziplinären Tagung.