Vom Nil aus um die alte Welt
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Der Nil war für die altägyptische Kultur die zentrale Lebensader, er war der Hauptverkehrsweg für Handel und Materialtransport im ganzen Land. Prozessionsfeste und Vergnügungsfahrten fanden ebenso zu Wasser statt wie der Personenverkehr oder die Jagd im Papyrusdickicht. Hölzerne Schiffsmodelle sollten als prestigeträchtige Grabbeigabe ihrem Besitzer auch in der jenseitigen Welt verfügbar sein. Und nicht zuletzt diente die Barke in den religiösen Vorstellungen der Ägypter den Göttern als Fortbewegungsmittel. Auch die Minoische Kultur (3100–1330 v. Chr.), die älteste europäische Hochkultur mit ihren imposanten Palastbauten, gründete ihren Wohlstand auf der Seefahrt. Durch die zentrale Insellage begünstigt, stand Kreta in regem Handelskontakt mit den umliegenden Mittelmeerkulturen. Einige Jahrhunderte später, vom 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr., gelang es den Griechen dank ihrer Schiffstechnologie, Kolonien zu gründen und so ihren Einflussbereich im Mittelmeerraum entscheidend auszudehnen. Die Schiffskonstruktionen waren auf hohem technischen Niveau. Griechische Vasen bilden frühe Schiffe in vereinfachter Form ab; ägyptische Reliefs wiederum schildern detailgetreu den Schiffsaufbau oder das Handeln mit Gütern auf dem Seeweg. Anhand dieser Darstellungen, unter Einbeziehung antiker Schriftquellen wie Herodot, beschäftigt sich Michael Bormann seit vielen Jahren mit der Rekonstruktion antiker Schiffe und baut in Kleinstarbeit detaillierte Modelle. Seine Rekonstruktionen bilden den roten Faden in der Ausstellung und geben die Themenbereiche vor. Gezeigt werden unter anderem auch zwei originale hölzerne Boote aus der Zeit um 2000 v. Chr. und weitere Originalexponate der antiken Keramik und Kleinkunst sowie Reproduktionen von ägyptischen Reliefs. Außerdem befasst sich ein Themenbereich mit der Wiederentdeckung der antiken Schifffahrt in der antiquarischen Forschung von der Renaissance bis zu Johann Joachim Winckelmann.