Im Paradies der grasfressenden Löwen
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Das Schicksal unsere Familie ist mit einer Holztruhe verknüpft, die als Umzugsgut aus dem Osten Deutschlands ihren Weg in die Schweiz fand. Es war eine alte hölzerne Schiffstruhe, die gebogene Kufen statt Standfüße besaß. Sie war so gebaut, dass sie die Fracht in ihrem Innern bei Sturm und Wind über die Meere schaukeln konnte. Auffallend an dieser Überseetruhe, die mir in präziser Erinnerung geblieben ist, waren die schweren Beschläge und das große Vorhängeschloss an der Frontseite, das dazu diente, die Fracht im Bauch der Truhe vor Dieben zu schützen. Der Inhalt barg aber nicht wirklich einen Schatz, der vor Dieben hätte geschützt werden müssen … oh nein … … diese Geschichten aus einer Parallelwelt erzählen von Menschen, die Opfer sind und die andere ebenfalls zu Opfern machen. Sie handeln zwar als Individuen … oft absurd und nach einer Ideologie, welche der Leser erst nach und nach besser begreift, die aber bis ins Innerste ihres Menschseins von dieser Ideologie geprägt sind. Das wird gerade auch in den Beschreibungen jener Lebensabschnitte deutlich, in welchen die nun junge Frau ihren eigenen Weg geht. Dieser Weg führt immer wieder zurück zu einer Familie, die Zeit ihres Bestehens nicht Menschen beinhaltete, sondern eine Doktrin. So stößt diese Familie auch generell alles ab, was sich nicht dieser Doktrin unterwirft. Schließlich werden auch die Eltern der Autorin, die ihr ganzes Leben und das ihrer Kinder dieser Doktrin dargebracht haben, am Ende ihres Lebens von dieser aufgefressen. Es ist eine wundervolle anrührende Geschichte, die weit über eine ganz spezielle Lebensgeschichte hinausgeht. Jede Begebenheit, jede Episode verweist auf etwas Höheres, auf ein System, das in seiner Totalität auch ein anderes sein könnte. Blutwürste gönnt und der Wöchnerin keine Bluttransfusion … kann es nur ein In der konkreten Art jedoch, wie es seine Opfer einfordert … dem Metzger keine Blutwürste gönnt und der Wöchnerin keine Bluttransfusion … kann es nur ein System sein. Es ist die Geschichte von Gras fressenden Löwen, auf den satten Wiesen des Berner Oberlandes, neben denen ein kleines Mädchen sein Leben einfach nicht verstehen mag.