Paulus als Philosoph
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Das Verhältnis des Apostels Paulus zu den Populärphilosophen seiner Zeit ist ein Thema, welches in den vergangenen 100 Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Im Zentrum dieses Bandes stehen weniger die theologischen und philosophischen Inhalte an sich als vielmehr das jeweilige Ethos. Dieses ist sowohl für das Leben der Philosophen bzw. des Apostels selbst als auch im Zusammenhang mit der Unterweisung anderer maßgeblich. Wurde der Apostel von seinen Adressaten wie ein Philosoph wahrgenommen? In welchen Situationen sind Ähnlichkeiten erkennbar? Gibt es besonders deutliche Affinitäten zu einer bestimmten philosophischen Schule? Diesen Fragen geht die vorliegende Studie mit den Methoden historisch-kritischer Exegese nach. Texte von und über antike Philosophen wie Seneca, Epiktet oder Cicero sowie die authentischen Paulusbriefe werden untersucht und einander gegenübergestellt. In Bezug auf Konversionsereignisse, Selbstpräsentation, Paränese und Widrigkeiten des Lebens lassen sich starke Analogien finden. Die Gemeinsamkeiten haben aber auch ihre Grenzen. Denn insgesamt zeigt sich deutlich, dass Paulus all sein Handeln untrennbar mit Gott verbindet, auf den er stets angewiesen ist. Das Leben des Apostels ist dem Erfolg des Evangeliums verschrieben. Für die Philosophen hingegen spielen Begriffe wie Gnade und Offenbarung keine besondere Rolle. Für die heutigen Leser der Briefe des Paulus wird die Frage danach, wie seine ersten Adressaten ihn aufgrund seiner sozialen und kulturellen Prägung wahrgenommen haben, zu einem besseren Verständnis seiner Zeugnisse und einer adäquateren Einschätzung seiner Intentionen führen.