Vordenker und Strategen
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Lange Zeit haben sich die Gewerkschaften schwergetan, die Lebensläufe ihrer führenden Repräsentanten aufzuarbeiten. Der Bochumer Gewerkschaftsforscher Karl Lauschte brachte das „Dilemma“ auf den Berriff: „Aber auch die Geschichtswissenschaft hat ihnen im Gegensatz zu Politikern, Unternehmern, Wissenschaftlern, Künstlern oder Militärs bis heute kein besonderes Interesse entgegengebracht. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Gewerkschafter in der Regel kaum persönliche Quellen hinterlassen haben, sondern hat seine Ursache sicherlich auch darin, dass sie nach verbreiteter Ansicht als Funktionäre in einem bürokratisch organisierten Apparat kein individuelles Profi l zu entwickeln haben, das eine nähere Beschäftigung mit ihrer Biografie lohnenswert erscheinen ließe.“ Unwidersprochen gilt heutzutage aber: Gerade durch den Filter individueller Lebensläufe lassen sich die breite Palette gewerkschaftlicher Deutungen gesellschaftlicher und politischer Krisen und die Vielfalt gewerkschaftlicher Handlungsentwürfe anschaulich darstellen. Frühe prägende Faktoren in den Lebensläufen, die soziale Herkunft, das regionale Milieu, die gesellschaftliche Mentalität während der Berufsausbildung und die generationenspezifische Erfahrung führender Repräsentanten bieten vielfältige Erklärungen für den politischen und theoretischen Standort der Gewerkschaften in Kaiserreich, in Weimarer Republik und Nachkriegszeit.