Ergonomische Analyse von Körperhaltungen in Produktionssystemen für eine computergestützte Arbeitsgestaltung und -organisation

Die Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen wird durch die Auswirkungen von Muskel- und Skeletterkrankungen gefährdet, welche nach heutigem Stand in Deutschland die meisten Arbeitsunfähigkeitstage verursachen und einer der häufigsten Gründe für eine gesundheitlich bedingte Frühberentung sind. Der in Unternehmen etablierte manuelle Ergonomie-Ansatz stößt aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen - z. B. demografischer Wandel, Digitalisierung und Globalisierung -, aber auch aufgrund der hohen betrieblichen Dynamik - z. B. kundenindividuelle Produkte, verkürzte Produktlebenszyklen und wandlungsfähige Produktionssysteme - vermehrt an seine Grenzen. Deshalb wurde die ergonomische Analyse für eine digitale Arbeitsgestaltung und organisation untersucht. Dafür wurden für die Analyse von Körperhaltungen sowohl die Datenerfassung als auch die Datenweiterverarbeitung im Rahmen der Intervention digitalisiert. Die Kernidee besteht aus einer optischen Datenerfassung mittels eines Motion Capture Systems und der auf Algorithmen basierten Weiterverarbeitung der Daten im Rahmen der ergonomischen Intervention. Für die Intervention wurden Optimierungsmodelle zur Ableitung von ergonomischen Zielkörperhaltungen und für die tägliche Personaleinsatzplanung nach ergonomischen Kriterien entwickelt und anhand umfangreicher empirischer Feld- und Laborstudien erprobt. Es zeigt sich das enorme Anwendungspotenzial digitaler Ergonomie. Die umfangreiche Implementierung solcher digitalen Ansätze in der betrieblichen Praxis ist, vor dem Hintergrund der Dynamik bei der Sensor- und Technologieentwicklung der letzten Jahre, absehbar und wird - sozusagen als Rückkopplung - auch den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn durch die verbesserte Datenerfassung im Feld vorantreiben.