Ermanno Wolf-Ferrari - Der Schmuck der Madonna

Sinn und Zweck der Arbeit besteht darin, die einzelnen Elemente eines Werkes eingehend zu untersuchen und ihr Zusammenwirken auch im musikhistorischen Kontext darzustellen. So hat die Autorin die Faszination an den vielseitigen Themen – insbesondere an dem musikalischen Ausdrucksvermögen Wolf-Ferraris – dazu bewogen, sich diesem intensiv zu widmen und dabei immer mehr die äußerst feinfühligen dramaturgischen sowie kompositorischen Fähigkeiten zu entdecken und zu erforschen, mit denen er diverse veristische Themen in der Oper miteinander verbindet. Es stellt sich unweigerlich die Frage, welche Vorstellungen die Komponisten des Verismo von einer ‚wahren’ bzw. realitätsnahen Darstellung ihres Zeitgeschehens und den entsprechenden Gesellschaftsthemen hatten und warum eine damals erfolgreiche Oper in Vergessenheit geriet, obwohl andere veristische Werke sich noch immer großer Beliebtheit erfreuen. In der Musikwissenschaft wurde Ermanno Wolf-Ferraris Opernschaffen bisher größtenteils lediglich im Bezug auf seine komischen Opern beachtet; dabei hat sich der deutsch-italienische Komponist zeitlebens, gerade was seine musikalische Entwicklung betraf, ernsthaft und oft nur auf sich konzentriert mit grundlegenden menschlichen Themen auseinandergesetzt. Daher gilt es in dieser Untersuchung vor allem den Besonderheiten des Werkes nachzuspüren und sie im Vergleich zu anderen veristischen Opern seiner Kollegen näher zu betrachten, um zu zeigen, daß Wolf-Ferrari auch mit seinem Schmuck der Madonna seinen eigenen Weg innerhalb des Verismo gefunden hat und diese veristische Oper keineswegs lediglich eine Sammlung bis dahin komponierter Werke darstellt, sondern eine genaue Betrachtung unter neuen Gesichtspunkten verdient. Trotz der Konzentration auf die Oper von Ermanno Wolf-Ferrari werden auch die musikdramatischen Beiträge anderer Komponisten des Verismo zu den Themen des Schmucks, wie die von Blech, Cilea, Coronaro, Giordano, Mugnone, Spinelli, Tasca und Zandonai berücksichtigt; ebenfalls gilt es für die musikdramatische Entwicklung zum Verismo Komponisten wie Verdi und Wagner zu betrachten, ohne die eine solche Entfaltung der realitätsnahen Darstellungen von zwischenmenschlichen Interaktionen und den entsprechenden Gefühlswelten – wie in Wolf-Ferraris Schmuck der Madonna – kaum vorstellbar ist.