Es geht auch anders!
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Auszug1 Warum dieses Buch? 1.1 Vom Traum zur Tat zum Buch (Marion Scheffler) Zuerst war es nur ein Traum: ein Altenheim, in dem Normalität gelebt werden kann, in dem alle Menschen so sein können wie sie sind, leben können, wie ich leben möchte, wenn vieles nicht mehr allein geht. Ich bin Altenpflegerin mit Leib und Seele, also wünschte ich mir ein Heim, in dem ich auch leben könnte. Viele Pfleger/innen schuften Tag für Tag, geben ihr Bestes, sind oft traurig und frustriert, erkranken im schlimmsten Fall an einem Burn-out. Noch viel schlimmer für uns alle, sie wechseln den Beruf. Ich erlebe häufig, dass Pfleger/innen völlig verzweifelt sind. Die Häuser gleichen meistens rein optisch großartigen Hotels. Meine Frage: Kann ein Hotel wirklich ein Zuhause sein? Für mich niemals. Ich brauche mein Milieu, möchte nach meinen Möglichkeiten schalten und walten dürfen. Ja, ich möchte gesehen, gefragt und verstanden werden, ich möchte dort Hilfe haben, wo und wann ich sie wirklich brauche. Wie Sie lesen werden und es eigentlich auch schon immer gewusst haben: Es sind die ganz normalen Dinge, die ein Leben auch in einer Einrichtung schön machen. Heim kommt von Heimat und nicht von Hotel. Im Laufe meines Pflegelebens begegneten mir viele Kolleg/innen, die mich immer wieder ermutigt haben, ein Buch zu schreiben, so ein Buch nur für die Pflege, ohne wissenschaftlich-praxisferne Theorien, einfach nur aus der Praxis für die Praxis. In den letzten Jahren durfte ich häufig Vorträge halten über Verstehende Pflege. Bei der Gelegenheit lernte ich Frau Prof. Keil kennen, sie hielt einen Vortrag zum Thema Sucht im Alter, nicht von der abgehoben wissenschaftlichen Seite her, sondern aus ihrer Sicht, so ganz menschlich. Ich war begeistert, sie stellte sich den Menschen zur Seite, sie verurteilte nicht. Ich fasste mir ein Herz und erzählte ihr, dass ich gern ein Buch schreiben wollte, nur keine Ahnung davon hätte, wie das funktionieren würde. Deshalb würde ich jemanden suchen, der oder die versteht, was ich mit diesem Buch erreichen möchte und es mit mir gemeinsam schreibt. Leider bekam ich einen Korb, aber sie verwies mich – wie ich heute weiß erfreulicherweise – an Dr. Udo Baer. Nun schaute ich im Internet erst einmal nach, entdeckte die Homepage der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, deren Leiter Udo Baer ist, war begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten der Fortbildungen, bei denen viele Neigungen berücksichtigt werden und immer der Mensch im Mittelpunkt steht. Ich kaufte und las erst einmal sein Buch „Innenwelten der Demenz“ mit dem SMEI-Konzept. Beim Lesen merkte ich, Udo Baer und ich sprechen dieselbe Sprache und verfolgen das selbe Ziel: um den Erhalt der Würde beim Umgang mit den Menschen, egal, wie verändert jemand ist. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief ihn an, natürlich hatte ich so meine Ängste, er könnte mich nicht verstehen oder würde abweisend reagieren. Schließlich kannten wir uns ja gar nicht. Aber meine Ängs-te waren unbegründet. Er hörte mir aufmerksam und freundlich zu, ich fühlte mich verstanden. Es dauerte noch eine Weile, bis wir uns persönlich kennen und schätzen lernten. Er kam nach Hamburg, besuchte mich im Heim, er sah einige Menschen dort, er sah nicht nur mit den Augen, denn Vieles kann man eben nur mit dem Herzen sehen. Durch ihn fühlte ich mich ermutigt, dieses Buch mit ihm gemeinsam nun in die Tat umzusetzen.