Studien zur Grammatikalisierung
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In den letzten Jahren sind Publikationen zum Thema „Grammatikalisierung“ bei weitem keine Seltenheit mehr, sodass es immer schwerer fällt, die Notwendigkeit einer weiteren zu begründen. Die Innovation dieser Monographie besteht darin, die kognitiven Prozesse in den Mittelpunkt zu stellen, die als Auslöser der sich auf der semantischen, syntaktischen und phonologischen Ebene befindlichen Prozesse zu betrachten sind. Dabei wird der Prozess der Grammatikentstehung vorwiegend an Mehrwortkonstruktionen untersucht, wodurch die Beziehung zu einem anderen Typ von Sprachwandel, die Phraseologisierung, in die Betrachtung einbezogen werden kann. Von anderen Werken zum Thema unterscheidet sich das hier präsentierte außerdem darin, dass die theoretischen Annahmen vorwiegend am Beispielmaterial aus den slavischen Sprachen demonstriert werden, versehen mit Übersetzungen ins Deutsche und ergänzt durch entsprechende deutsche, englische, spanische und andere Belege, wodurch die Arbeit einen typologischen Rahmen erhält. Das Hauptziel der geplanten Arbeit besteht darin, in erster Linie dem Wesen der kognitiven Seite, d. h. den der Grammatikalisierung zugrundeliegenden Assoziationsprozessen, nachzugehen und diesbezüglich Vorschläge für deren möglichen Verlauf zu unterbreiten. Dabei werden bereits bekannte Pfade wie die Metaphorisierung und Metonymisierung auf ihre Anwendbarkeit hin untersucht wie auch neue in die Diskussion eingebracht, so unter anderem die „Reanalyse“ in einer anderen Definition als in der community weithin bekannt, die „Implikation“ sowie der „jump in time“. Alle fünf Entwicklungswege werden in einem einführenden Kapitel vorgestellt und sowohl an Phraseologismen als auch grammatischen Konstruktionen demonstriert. Die folgenden Kapitel sind der Herausbildung des ukrainischen synthetischen sowie des ostslavischen analytischen Futurs im Vergleich mit dem deutschen werden-Futur, des deutschen Quotativs mit wollen sowie des bekommen-Passivs, epistemischer Ausdrücke auf der Basis von Modalverben, des bulgarischen Futurum praeteriti sowie der ostslavischen Partikel bylo/bulo gewidmet, auf die mindestens einer der oben genannten fünf Mechanismen anwendbar ist. In diesem Zusammenhang wird in jedem einzelnen Fall die Frage nach dem Grammatikcharakter der entsprechenden Konstruktion bzw. Form zu beantworten versucht. Die Betrachtung der kognitiven Seite der einzelnen Grammatikalisierungsprozesse erfolgt dabei nicht ohne Bezug auf die semantischen Folgen, sondern beide Aspekte werden regelmäßig in ihrer Wechselseitigkeit betrachtet. Im Falle des ukrainischen synthetischen Futurs wird zudem versucht, den Entwicklungsweg bis zum Erreichen seines Endpunktes zu beleuchten.