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Fragen der Heilkunde nach der Vitalseele

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Schon in der Antike war man sich der Nähe von Philosophie und Medizin klar bewußt und nannte beide Disziplinen Schwestern. Darauf Bezug nehmend sagt der altchristliche Schriftsteller Tertullianin „De anima“, Über die Seele, II, 6: „Sed et medicinam inspexi, sororem, ut aiunt, philosophiae, sibi quoque hoc negotium vindicantem. Quidni? Ad quam magis animae ratio pertinere videatur per corporis curam. Unde et plurimum sorori refragatur, quod animam quasi coram in domicilio suo tractando magis norit.“ Aber auch die Medizin habe ich betrachtet, die Schwester, wie man sagt, der Philosophie, die für sich auch dieses Tätigkeitsfeld (sc. die menschliche Seele) in Anspruch nimmt. Warum [sollte sie es] nicht? Es scheint sich die Frage der Seele mehr auf jene zu erstrecken [als auf diese Schwester, die Philosophie], [und zwar] durch die Behandlung des Körpers. Weshalb sie auch zumeist der Schwester widerstrebt, weil sie beim Behandeln die Seele gewissermaßen persönlich in ihrem Hause, [dem Leibe, erlebt und] mehr [von ihr] erfahren habe. Tertullian geht der Frage nach den beiden Schwestern allerdings nicht weiter nach, weil er die Seele, wie er meint, nicht durch vernünftige Erwägungen sicher erkennen kann, sondern allein durch das Zeugnis der Heiligen Schrift (II, 7). Die Medizin führt Tertullian lediglich an, um die Philosophie durch ihresgleichen in Frage zu stellen. Dennoch ist Tertullians Hinweis darauf, daß es die Medizin bei der Behandlung des Leibes eigentlich mit der Seele zu tun hat, nicht verkehrt. Nur übersieht er, daß die Medizin sich ebenso den Tieren und damit deren Seele widmen kann; selbst auf Pflanzen ließe sich dies grundsätzlich ausweiten. Demnach geht es in der Medizin - von der dem Menschen vorbehaltenen Seelenheilkunde einmal abgesehen - nicht um die spezifisch menschliche anima, da grundsätzlich alle Lebewesen gesundheitlich beeinträchtigt und folglich therapiert werden können. Es geht in der Medizin - zumindest letztlich - um die allen Lebewesen gemeinsame anima, die in aristotelischer Ausdrucksweise anima vegetativa genannt wird, d. h. Pflanzen- oder Vitalseele.

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ISBN
9783869311470

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Buchvariante

2009, paperback

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