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Niels Lyhne OT Niels LyhneOA 1880 DE 1889 Form Roman Epoche Fin de Siècle Mit seiner ästhetisch-sensitiven Erschließung feinster Seelenzustände unter dem existenziellen Vorzeichen subjektiver Entfremdung und Leere formte Jacobsen in Niels Lyhne den Prototyp eines Fin-de-Siècle-Romans, in dem die für die Wende zum 20. Jahrhundert in Kunst und Literatur typische Endzeitstimmung herrscht. Bedeutung erlangte das Werk als frühes Dokument eines literarischen Impressionismus. Inhalt: Geschildert wird die Entwicklung der Hauptfigur Niels Lyhne, der auf einem Gut in Jütland im Spannungsfeld elterlicher Gegensätzlichkeiten heranwächst. Die Auswirkungen determinierender Erbfaktoren werden verstärkt durch Erziehung und prägende Erlebnisse, sie »formen an dem weichen Ton, alles formt daran, alles hat Bedeutung«. Die Begegnung mit seiner jungen, Züge einer Femme fatale tragenden Tante Edele lässt in dem zwölfjährigen Niels erste erotische Empfindungen erwachen. Ihr Tod führt zum Verlust des kindlichen Glaubens. Als Student in Kopenhagen verliebt sich Niels in Tema Boye, hinter deren ostentativ zur Schau gestellten unkonventionellen Ansichten sich eine zutiefst bürgerlich-konservative Lebenshaltung verbirgt. Der Tod der Mutter und die Verlobung von Frau Boye mit einem Mann der Kopenhagener Gesellschaft lassen Niels vereinsamen. Später verliebt er sich in seine Kusine Fennimore, die ihm aber seinen Freund Erik, einen Maler und Bildhauer, vorzieht. Drei Jahre später besucht Niels das Paar und zwischen ihm und Fennimore entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die nach Eriks plötzlichem Tod durch einen Hassausbruch Fennimores jäh beendet wird. Nach einsamen Jahren im Ausland kehrt Niels auf das väterliche Gut zurück und heiratet die 17-jährige Gerda, die aus Verehrung und Liebe zu ihm seine atheistische Weltanschauung übernimmt, in ihrer Sterbestunde jedoch zum Glauben zurückkehrt. Auch Niels gibt angesichts des Leidens seines todkranken Kindes vorübergehend seine Überzeugung preis – eine »Fahnenflucht«, ein »Abfall von sich selbst«, der ihn halb bewusst im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 den Tod suchen lässt. Schwer verwundet fantasiert er davon, dass er »stehend sterben« wolle und weist das Angebot geistlicher Betreuung zurück. Aufbau: Die Romanhandlung bildet kein erzählerisches Kontinuum. Einzelne Szenen (nach teilweise mehrjährigen Zeitsprüngen) stellen die Geschichte des Protagonisten dar, dessen Entwicklungsstadien sich in der Begegnung mit jenen Frauen spiegeln, die für eine kürzere oder längere Zeit in sein Leben treten. Grundlegend für die gedankliche Tiefenstruktur ist die Polarität »Traum» (= idealistischer Tagtraum) und »Leben« (= realitätsbezogene Unmittelbarkeit). Wirkung: Zur Eigenart der deutschen und österreichischen Rezeption des Romans gehörte seine Herauslösung aus dem naturalistischen Kontext, der in Skandinavien durch Jacobsens Zugehörigkeit zum Kreis des »modernen Durchbruchs« auf selbstverständliche Weise vorausgesetzt wurde. Einzelne durchaus vorhandene Ansatzpunkte einer neuromantischen und symbolistischen Interpretation verdichteten sich im Gefolge einer ebenso enthusiastischen wie ahistorischen Lesart zu einem Gesamtbild, das zum erklärten Literaturideal einer ganzen Generation von Schriftstellern wurde und dessen Grundzüge die Einschätzung des Autors und seines bekanntesten Werks bis in die Gegenwart bestimmen. U. C. S.
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Niels Lyhne, Stefan Zweig, Jens Peter Jacobsen
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