Wann endet die Gemütlichkeit?
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Anarchie und Restauration, Terrorismus von Kaisers Gnaden, Telepathie und Sanctissimus, Folterpolizei und Mord für medizinische Zwecke, also Genie und Wahnsinn und viele weitere Tabubrüche finden sich in Christian Lockers zweitem Roman „Wann endet die Gemütlichkeit?“ Alles Einfälle, so spritzig wie ein Veltliner, der auch eine gewisse Rolle spielt… Wie in seinem Debüt „Einfach jeder“ erweist sich Locker auch hier als Meister des Skurrilen. Gar schräge Vögel bevölkern dieses Nachtstück um eine Geheimgesellschaft, die einen legitimen Spross der 1740 im Mannesstamm ausgestorbenen Habsburger im Wien der Gegenwart reinthronisieren will, sich zuvor jedoch der österreichischen Regierung entledigen muss. Dass der Auserwählte sich nach einem Schlag auf den Kopf wieder für ein Schulkind hält, kompliziert die Dinge, wie man sich vorstellen kann. Unüberlesbar ist dabei der Genuss, mit dem sich der Autor der politischen Unkorrektheit hingibt, mit dem er im Dreck der österreichischen Seele wühlt. Unverhohlene Sympathie entwickelt er für die am tiefsten Gesunkenen in dieser so gar nicht offenen Gesellschaft. Da ist z. B. der Alkoholiker, dem, versehentlich für einen Terroristen gehalten, alle Zähne ausgeschlagen werden, der vor einem implodierenden Fernsehgerät in Brand gerät, sich aber nach einem weiteren Rausch an nichts mehr erinnern kann. In Erinnerung bleiben wird der Geistliche, der keine Kardinalschnitte mag und dafür von Gott verlassen wird, ohne Gottes Stimme zu erkennen.
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