Schritte
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Introduktion Das Verlangen, einen autobiografischen Roman zu schreiben, tauchte seit mehreren Jahr wiederholt von Zeit zu Zeit in verschiedensten Facetten in mir auf, meist in der Verbindung mit Berliner Orten, die in den Lebensphasen meiner Kindheit und Jugend Bedeutung erlangt hatten. Die Umsetzung dieses Anliegens wurde jedoch immer wieder von dem Gefühl verdrängt, keine Zeit dafür zu finden. Die erinnerten Momente ließen die in der Vergangenheit ad acta gelegten intensiven Emotionen ungefragt wieder hochsteigen. Reflexionen bewältigter Lebensphasen wurden mit dem Betreten bekannter Orte präsent, Momente der Gegenwart verbanden sich mit der Vergangenheit: Der wieder betretene Raum ließ die Zeit entstehen - die Vergangenheit auferstehen - die Gegenwart bewusst machen - in die Zukunft weisen. Diese Momente waren begleitet von zufriedenem Aufatmen darüber, die erlebten Schwierigkeiten vergangener Zeiten sowohl überstanden als auch gemeistert zu haben; gemischt mit einer gewissen Freude, aber auch leichtem Wehgefühl. War jetzt der Zeitpunkt für das Beginnen gekommen?, fragte sich das Ich und ... hastete weiter, entschied sich doch lieber weiter zu sammeln, und gab sich mit von Zeit zu Zeit vor dem inneren Auge erscheinenden kleinen vorbei ziehenden Filmstreifen - farbig oder auch schwarz weiß - zufrieden. Das Bild eines langen, sehr langen Transportbandes erschien mir, welches mich nun schon über Jahre vorwärts bewegte, sicher und ohne Risiko; eingebettet in Verpflichtungen, die man zu erledigen hatte und für die man das Geld bekam, was einem das bequeme, wenn auch arbeitsreiche Leben ermöglichte. Ist das tatsächlich Alles?, fragte sich das Ich. Trotz der Zweifel beruhigte und vertröstete es sich immer wieder auf kommende Zeiten; nutzte die Gegenwart zu Zerstreuungen - unter dem Vorwand sich entspannen zu müssen - und war sich nicht bewusst, dass es im Dunkel ganz unauffällig und unerkannt reifte. Erst als das Ich die Oberflächlichkeit, den Zustand des Bewegt - und Gehetztwerdens nicht mehr ertrug, machte das Es den notwendigen unvermeidlichen Schritt und verließ das vermeintliche Band. Der Moment war gekommen: Das Band hatte mich verloren und lief endlich ohne mich weiter! Das Es hatte es durch einen minimalen Schritt - nur einen kleinen Seitschritt - vollbracht. Es zwinkerte dem Ich zu und flüsterte: Nimm und mach das Beste draus! Das Ich bedankte sich voller Freude, musste jedoch nach einem kurzen Moment betrübt feststellen, dass es noch immer nicht frei genug war, dem in ihm Ruhenden Ausdruck zu verleihen. Es fehlte an Kraft und an Raum. Wieder musste das Es eingreifen, um dem Ich auf die Sprünge zu helfen: Befreie dich!, rief es, weiche geschickt den Energie- und Zeiträubern aus und nutze deine Energie für dich!!! Der nun folgende Moment war der entscheidende: Das Ich machte den Schritt zur Seite und schließlich nach vorn, fühlte, dass die Kraft und die Kreativität an Bord waren und begann ... Der Titel Schritte tauchte in mir auf. Schritte ermöglichen es, uns fortzubewegen, verschiedenste Orte aufzusuchen; gleichermaßen sind sie als Metapher Ausdruck unseres aktiven Handelns und unserer Entwicklung innerhalb unseres Lebensprozesses. Mein Anliegen im folgenden Roman ist, meine Schritte zu den in meinem bisherigen Leben bedeutsamen Berliner Orten zu lenken; an9 hand von Episoden innere Einstellungen und Entwicklungen aufzuzeigen und auf diese Weise die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Keine Stadt der Welt eignet sich hierzu besser als Berlin in ihrer Besonderheit, ihre durch die Teilung verursachte jahrelange politische Ausnahmesituation - die Berliner Mauer, durch ihre Widersprüche, Vielfalt und reiche Kultur. 28 Jahre, von 1961 bis 1989, teilte diese Grenze Deutschland und zerschnitt in Berlin wie an keinem anderen Ort die Straßenzüge. Ein Schnitt mitten durchs Herz der Stadt ließ etliche Familien