Bookbot
Das Buch ist derzeit nicht auf Lager

Die Wächterin - Im Schatten der Priester

Autoren

Parameter

Mehr zum Buch

Yorick stieg aus dem Sattel und eilte zum Ausgang. Sobald er durch den Schutzschild ins Freie trat, konnte er die Kapelle sehen. Er lief hinüber und war erleichtert, dass Airis am Eingang stand. Der füllige Priester erwartete ihn, gut, so war seine Aufgabe schnell erfüllt und er musste ihn nicht erst suchen. Ah, Yorick, ich freue mich, dich unversehrt wieder zu sehen. Hast du die Unterlagen von meinem Bruder? Yorick öffnete die Ledertasche und zog ein dickes Bündel Papiere in einem versiegelten Umschlag hervor. Hier. Und viele Grüße soll ich dir auch noch überbringen. Esas lässt fragen, ob du ihm noch so eine Flasche von dem Holunderwein schicken könntest? Ja, sicher! Airis lachte. Meinen Holunderwein macht so schnell keiner nach. Aber jetzt will ich mich diesen Papieren widmen. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich fertig bin und du zurück reiten kannst. Er marschierte mit großen Schritten zu dem etwas abseits stehenden Haus, das im Schatten des hoch aufragenden Kapellenturms fast unsichtbar war. Yorick lief zurück. Für einen Beobachter sah es so aus, als würde er sich zwischen zwei Bäumen in Luft auflösen, aber hier gab es zu dieser Tageszeit keine Beobachter. Er trat durch den unsichtbaren Schutzschild und befand sich in einem ziemlich großen Gewölbe. Sein Reittier wartete geduldig auf seine Rückkehr und wieherte leise. Es war ein kräftiges Tier, mit gestählten Muskeln und großen Lungen, um die anstrengenden Ritte unbeschadet überstehen zu können. Wie alle Tunnelpferde, die Hesturen, war auch Sarim ein Nachfahr der legendären Einhörner, nur dass er kein Horn mehr trug. Sein Fell hatte eine rötliche Färbung und die Blesse auf der Stirn in Form eines länglich, spitz gedrehten Hornes war perlmuttfarben. In diesem Gewölbe, einem der Endpunkte des Tunnelsystems, gab es Wasser und Futter für die Tunnelpferde, Stroh für die Nachtruhe und Unterkünfte und Verpflegung für die Na-Agbas, die Tunnelreiter. Manchmal waren sie tagelang unterwegs, manchmal aber auch genauso lang in Wartestellung an den Endstationen. Yorick versorgte Sarim und nahm sich dann von dem Brot und dem Schinken, die in der Nische neben dem Tisch bereit standen. Er setzte sich an den niedrigen Tisch, band seine schwarzen Locken, die ihm bis auf die Schultern reichten, mit einem neuen Lederband zusammen und zog sein aktuelles Buch aus der Tasche. Die langen Wartezeiten überbrückte er am liebsten mit gutem Lesestoff. In allen Gewölben der Cumhachd Penn, der Energieportale, gab es prall gefüllte Bibliotheken und Yorick hatte schon viele Bücher gelesen. Nur nicht, wenn andere Reiter ebenfalls anwesend waren, dann gab es immer etwas zu besprechen. Man erzählte sich von den vergangenen Ritten oder von besonders aufregenden Sendungen. Aber heute war Yorick alleine und er rechnete auch nicht damit, dass noch jemand kam. Der lange Ritt war anstrengend gewesen und schon nach kurzer Zeit schlug er das Buch wieder zu und streckte sich auf einem der Betten aus. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Schuld daran war wieder einmal Caja. Seit er der rothaarigen Reiterin vor über zwei Wochen am mittleren Kreuzungsplatz, dem Croes Meadhan, begegnet war, wollte sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte nur wenige Worte mit ihr wechseln können, denn sie waren beide auf wichtigen Missionen unterwegs gewesen. Doch ihr langer, roter Zopf und die grünen Augen wollten ihn nicht mehr loslassen. Er war zunehmend unkonzentriert, war einmal sogar in einen falschen Tunnelabschnitt eingeritten und hatte wertvolle Zeit verschwendet. Wenn er nur wüsste, wie und wann er sie wiedersehen könnte! Das war nicht einfach, weil die jährliche Zusammenkunft der Tunnelreiter erst vor wenigen Wochen stattgefunden hatte. Und die nächste demnach ziemlich weit entfernt war.

Buchkauf

Die Wächterin - Im Schatten der Priester, Mika Roux

Sprache
Erscheinungsdatum
2017
Wir benachrichtigen dich per E-Mail.

Lieferung

  •  

Zahlungsmethoden

Feedback senden