Auf den Feldern der Zeit
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Von Exil und Flucht handeln alle Erzählungen und Gedichte in diesem Band - Themen, die Mario Benedetti dauerhaft beschäftigten, nachdem er 1974, nach dem Militärputsch in Uruguay, selber gezwungen war, ins Exil zu gehen. Das Buch vereinigt 14 Erzählungen, denen je ein Gedicht vorangestellt ist; jedes dieser Paare steht unter einem bestimmten geografischen Begriff wie Erosionen, Meridiane, Enklave, Gletscher usw. - 'Geografien', wie der wörtlich übersetzte Titel des Originals lautet. Es geht also nicht nur um die Flucht von einem in ein anderes Land und nicht nur um das Exil der von einer Militärdiktatur Vertriebenen; es geht auch um die Transformation des Bewusstseins, der Erinnerung und der Wahrnehmung, die das äussere wie das innere Exil gleichermassen erzeugen: Eine Frau fühlt sich wie in Trümmer zerschlagen, die Elemente der Erinnerung und des Denkens passen nicht mehr zusammen; eine Halbwüchsige foutiert sich um das Land, von dem ihre Eltern nostalgisch träumen und das nicht das ihre sein kann; ein politisch Militanter, der durch einen absurden Zufall frei und schuldig wird, findet ebenso zufällig eine ebenso absurde Kompensation seiner Schuld; ein altgewordenes Paar findet im spanischen Exil erst die Erfüllung der Liebe, die es sich schon in frühester Jugend versprochen hat. Und für ein altes spanisches Ehepaar im uruguayischen Exil kommt der Tod Francos zu spät. Benedetti hat die Tiefendimensionen der Flucht, des Exils zutage gefördert und atemberaubend beschrieben: die Erosionen des Erinnerns, die Meridiane der Hoffnungslosigkeit, die Küstenstriche des Vergessens, die Regionen der gefährlichen Zerstreutheit, die Gletscher eines abgetöteten Innern und die Moore des Verschwindens.