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Das Narrenschiff

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Der große Gesellschaftsroman des 20. Jahrhunderts in einer wunderbaren Neuausgabe Die Wiederentdeckung eines Meisterwerks: «Das Narrenschiff», bei Erscheinen im Jahre 1962 als weltliterarisches Ereignis gefeiert, setzte dem Versagen unserer Zivilisation am Vorabend der Nazi-Barbarei ein eindrucksvolles Mahnmal. Zugleich ist Katherine Anne Porters Gesellschaftssatire eine zeitlos gültige Kritik am chronischen Unverstand des Menschengeschlechts. Oder um es mit den Worten der Autorin zu sagen: «Wir alle sind Passagiere auf diesem Schiff.» August 1931: Im Hafen von Veracruz tummelt sich eine bunt zusammengewürfelte Reisegesellschaft, um sich nach Bremerhaven einzuschiffen. Deutsche, Schweizer, ein Schwede, drei Amerikaner, eine Handvoll Mexikaner und Spanier – die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten Schicksale, doch alsbald zeigt sich, dass niemand ernsthaft am anderen interessiert ist. Das einzige, worin man sich einig zu sein scheint, sind Egoismus und Ignoranz. Und so beginnt, kaum dass der Anker gelichtet ist, das große Taxieren, Ausgrenzen, Abkanzeln. Moralische Vorurteile werden ebenso laut wie soziale oder rassische. Vor allem am Kapitänstisch, wo man sich unter seinesgleichen wähnt, nimmt man kein Blatt vor den Mund. Distinguierte Damen erweisen sich als skrupellose Intrigantinnen, graumelierte Herren als zynische Menschenverächter, die bei deutschem «Schaumwein» völkische Ressentiments zum Besten geben. Und als in Havanna Hunderte spanischer Plantagenarbeiter ins Zwischendeck der «Vera» gepfercht werden, fühlt man sich erst richtig als Mensch erster Klasse und darf je nach Gemütslage die Nase rümpfen oder sich gerührt die Augen tupfen. Charakteristisch für den herrschenden Irrsinn auch die Szene, in der die Bulldogge eines deutschen Professorenpaars von zwei kleinen Quälgeistern ins Meer geworfen wird; ein Baske aus dem Zwischendeck springt hinterher, rettet das Tier und ertrinkt dabei in den Fluten. Doch keinem kommt es in den Sinn, dem selbstlosen Retter eine Träne nachzuweinen. So geht nicht nur die Bulldogge geht über Bord, sondern auch die Moral und jeglicher menschliche Anstand. Was schlimm begonnen hat, kommt noch schlimmer. Mit jedem Tag an Bord der «Vera» nimmt die Gereiztheit zu, immer ungenierter zeigen die Menschen ihre Schwächen und Laster – ihre Verachtung füreinander, ihren Überdruss, ihre Gleichgültigkeit und Verkommenheit. Die Situation an Bord droht zu eskalieren. Angeheizt von den erotischen Verführungskünsten der Zarzuela-Tänzerinnen, mündet das närrische Treiben in ein Maskenfest, bei dem auch die letzten zivilisatorischen Tabus fallen. Das Narrenschiff wird zum schwimmenden Bordell. Mit einem ganz und gar illusionslosen Welt- und Menschenbild und einer moralischen Radikalität, die so gar nichts Versöhnliches an sich hat, sorgte Porters Satire in den Sechzigerjahren für ungeheures Aufsehen. Von der New York Times unter die größten Romane der letzten hundert Jahre gereiht, wurde «Ship of Fools» auf Anhieb ein Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenige Jahre nach Erscheinen verfilmte Regisseur Stanley Kramer Porters Vorlage mit internationaler Starbesetzung: Vivien Leigh, Simone Signoret, Oskar Werner, Heinz Rühmann, José Ferrer u. a.

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