Hemmungslos
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Der politisch visionäre Roman von Hugo Bettauer veranschaulicht das Sittenbild der 1920er Jahre und wirft brandaktuelle Fragen nach Schuld und Sühne in Krisenzeiten auf. Desillusioniert und völlig verarmt kehrt der ehemalige Freiherr Kolomann von Isbaregg aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg zurück und findet sich in der gesellschaftlichen Neuordnung nicht mehr zurecht: Weder seine adelige Herkunft noch seine militärischen Leistungen für die untergegangene k. und k Monarchie Österreich-Ungarn, sind noch einen Deut wert. Isbareggs einziges Kapital sind seine guten Manieren und sein attraktives Äußeres, mithilfe derer er die vornehme Wiener Gesellschaft hemmungslos täuscht, um auf deren Kosten ein standesgemäßes Leben zu führen. Betrug, Raub und Mord gehören fortan zum Alltag des gefallenen Adeligen, der trotz aller Zwiespältigkeit und vorsätzlicher Rohheit für kurze Momente einen letzten Funken sozialen Gewissens besitzt. In seinen destruktiven Beziehungen zu Frauen spiegelt sich die Zerrissenheit Isbareggs wider, Sieger über die Moral bleibt aber seine Gier nach Status und Reichtum. In seinem Kriminalroman HEMMUNGSLOS, einem Sittenbild der ersten Jahre der Zwischenkriegszeit, gelingt es Hugo Bettauer in grellen Bildern und gnadenlos überzeichneten Klischees die massiven, gesellschaftlichen Umwälzungen nach Ende des Ersten Weltkriegs darzustellen: Seine Welt der 1920er Jahre ist schwer gezeichnet vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Gesellschaftsentwürfe, von feministischem Aufbegehren versus erzkonservativer Rollenbilder und einem zutiefst wienerischen Antisemitismus.
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