Das Nibelungenlied nach der Handschrift n
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Die ATB ist die traditionsreichste Editionsreihe der germanistischen Mediävistik. Begründet 1881 von Hermann Paul, wurde sie von führenden Fachvertretern, Georg Baesecke, Hugo Kuhn, Burghart Wachinger, betreut. Seit 2001 liegt die Verantwortung in den Händen von Christian Kiening. Die mittlerweile etwa 120 Bände verknüpfen exemplarisch Handschriftennähe und Lesbarkeit, wissenschaftliche Arbeit am Text und Blick auf die akademische Lehre. Sie umfassen anerkannte, zum Teil kommentierte Ausgaben klassischer` Autoren der Zeit um 1200, aber auch veritable Werkausgaben (Notker der Deutsche) und anspruchsvolle Neueditionen (Eckenlied, Heinrich von dem Türlin). Die 1975 vom Herausgeber aufgefundene Handschrift n hat ursprünglich zusammen mit dem einzigen überlieferten Text von »Alpharts Tod« und einer Fassung des »Wilhelm von Österreich« von Johann von Würzburg mit anderen, verlorenen Teilen eine Sammelhandschrift gebildet. Als Schreiber nennt sich ein Johannes Lang, er datiert die Fertigstellung der Handschrift auf Palmsamstag 1449. Das Auftreten einer heldenepischen Sammelhandschrift im südhessischen Raum um die Mitte des 15. Jahrhunderts setzt einen neuen Akzent. Innerhalb der Nibelungenliedüberlieferung hat die Handschrift n eine besondere Stellung. Sie enthält nur den zweiten Teil des Epos, stellt allerdings die Vorgeschichte in einer Kurzfassung von 19 Strophen voran, ist also eine in sich geschlossene Fassung. Anspielungen auf den »Rosengarten« wie die Mitüberlieferung von »Alpharts Tod« schlagen die Brücke zur Dietrich-Epik; zur »Klage« sind inhaltliche Parallelen greifbar. Erstaunlich ist die große Zahl von inhaltlichen Korrespondenzen zur nordischen Überlieferung des Stoffes. Die Edition bietet den vorsichtig gereinigten Text mit einer Konkordanz zu den Handschriften A, B, C unter Berücksichtigung der übrigen Textzeugen. Zu mißverständlichen Passagen werden Lösungsvorschläge oder Verständnishilfen angeboten. Das Satzbild entspricht der Handschrift. Tabellen zu Fehl- und Zusatzstrophen sowie zu den Initialen im Vergleich mit A, B, C sind beigegeben, ebenso ein Namenverzeichnis.