»Erst ein Regen- und dann ein Schneewinter. Als das Jahr 1984 anfing, nach der Trennung, hatte ich vom einen zum anderen Tag nix mehr. Auch keine Wohnung, kein Selbstbild, noch nicht einmal der Schlaf ist mir übriggeblieben. Wie es scheint, fängst du dein Leben alle paar Jahre neu und von vorn an … Kaum ist es hell, setzt der Tag sein Verhör mit mir fort. Eine Abstellkammer in einer fremden Wohnung. Ende Januar eingezogen. Ich steckte Notizzettel ein und ging meine Tochter besuchen.« – So beginnt dieser erste Band von Peter Kurzecks großer autobiographisch-poetischer Chronik »Das alte Jahrhundert«. Frankfurter Stadt- und Zeitgeschichte, Deutschland zu Beginn der 80er Jahre und Menschen, wie sie in der Literatur fast nie vorkommen. Die ganze Gegenwart.
Das alte JahrhundertReihe
Diese Reihe taucht tief in die Vergangenheit ein und webt einen reichen Wandteppich aus Erinnerungen und alltäglichen Beobachtungen. Mit poetischer Sprache verbindet sie scheinbar disparate Elemente, von flüchtigen Gedanken bis hin zu lebendigen Bildern, und fügt sie zu einer eindrucksvollen Chronik einer Zeit und eines Ortes zusammen. Leser können eine intime und doch weitläufige Erzählung erwarten, die die Seele eines vergangenen Jahrhunderts einfängt.






Empfohlene Lesereihenfolge
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Frankfurt am Main im März 1984. Noch kein Frühling. Als Gast zieht der heimatlose Erzähler vorübergehend in eine geliehene kleine Dachwohnung. Freundliche Eltern aus dem Kinderladen seiner vierjährigen Tochter Carina haben ihn eingeladen. »Erzähl, Peta, erzähl!«, sagt Carina. Und der zweite Roman aus Peter Kurzecks epochalem Zyklus »Das alte Jahrhundert« erzählt davon: ein ungeheurer, kunstvoll arrangierter Strom von Erinnerungen, Wahrnehmungen und Assoziationen – Gegenwart, in die sich Vergangenheit drängt. »Vor der Paulskirche eine Reisegruppe von vierzig Japanern in dunklen Anzügen. Eine lange Reihe. Und steigen der Reihe nach stumm in einen funkelnden glitzernden Luxusbus ein, als ob sie das vorher geübt hätten oder immer noch üben. Lila und schwarz der Bus. Liegesitze. Getönte Scheiben. Mit offenen Türen und als sei er zum Schweben bestimmt … Und wohin? Nie, nie wirst du wissen, wie es ist, als eleganter Japaner im März am späten Abend in Frankfurt am Main am Paulsplatz mit neununddreißig anderen eleganten müden Japanern wortlos in einen dunklen glitzernden Luxusbus einzusteigen!«
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Frankfurt am Main. Noch immer im März 1984 und immer noch als Gast in der Eppsteiner Straße. Auch hier berichtet der Erzähler von alltäglichen Erlebnissen und Abenteuern mit seiner Tochter Carina; vom ersten bis zum letzten Tag im März. Jeden Tag hofft Peter, dass er auch diesen wieder überstehen werde. Sein einziger Halt ist die Zeit mit seiner Tochter. Doch auch die Pflicht darf nicht vergessen werden: Sein Roman »Kein Frühling« muss fertig werden! Dafür taucht der Erzähler regelmäßig in Erinnerungen an die Zeit in Staufenberg ab. Denn er muss die Geschichte seiner Nachkriegskindheit weitererzählen. Doch auch an vergangene Tage mit Sibylle denkt er im Alltag immer wieder. Hier steht mit einem weiteren Umzug innerhalb von Bockenheim eine Veränderung an, und die Frage, wie er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdienen kann, treibt ihn um. Der dritte Band der gefeierten Chronik »Das alte Jahrhundert« setzt Peter Kurzecks Erinnerungsarbeit fort.
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Oktober und wer wir selbst sind
- 204 Seiten
- 8 Lesestunden
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Der Erzähler erinnert sich an einen Besuch bei Freunden im Oktober 1982, ausgelöst durch einen Anruf über die Trennung von Jürgen und Pascale. Während des Aufenthalts erzählt er von seiner Kindheit in Staufenberg und verknüpft persönliche Erlebnisse mit Zeitgeschichte und Naturbetrachtungen. Dies ist der fünfte Band von Kurzecks Chronik „Das alte Jahrhundert“.
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Bis er kommt
Romanfragment
"Der Erzähler erhält einen Anruf aus Frankreich: Jürgen, sein "alter Landstraßenfreund und Dichterbruder", ist verzweifelt, er wurde von seiner Freundin Pascale verlassen. Nach einem Streit hat sie ihre Sachen gepackt und sich auf den Weg gemacht. Nur wohin? »Bis er kommt« ist eine Nahaufnahme des Ereignisses, das Kurzeck bereits in früheren Bänden seiner autobiographisch-poetischen Chronik »Das alte Jahrhundert« umkreist. Von hier aus erleben wir zugleich das Frankfurter Leben des Erzählers. Denn Pascales Weggang wirft nicht nur Jürgen aus der Bahn, auch den Erzähler ergreift die Unruhe. Er malt sich Szenarien aus - Pascale unterwegs, Jürgen, der auf ihre Rückkehr wartet - und denkt zurück an die Sommer in Frankreich mit seiner Familie.»Bis er kommt« ist der sechste, unvollendete Band der Chronik. Kurzeck schrieb an dem "Gespenster-Buch", wie er es in seinem Arbeitsplan nannte, bis wenige Wochen vor seinem Tod. Ergänzt wird das Fragment von Notizen und Entwürfen, die Einblick geben in die Arbeitsweise dieses radikalen Schriftstellers und Erzählers."
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Im siebten Band der autobiographisch-poetischen Chronik »Das alte Jahrhundert« führt uns Peter Kurzeck in einer großen Rückblende in den Sommer 1983 und den Sommer davor. Früh im Juni trampen der Erzähler, Freundin Sibylle und Tochter Carina nach Barjac in Südfrankreich. Sein Freund Jürgen hat dort zusammen mit Pascale ein kleines Restaurant aufgemacht. Sie bleiben ein paar Tage, und weiter geht es per Autostopp nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Ein Buch über den Süden, über Arles, die Camargue mit ihren Pferden, Stieren, Flamingos, den Markt und das Meer. Ein Buch über das Trampen und dann den Restsommer in Frankfurt, den griechischen Biergarten in Bockenheim, den Ausflug ins Mainfränkische. Ein Buch über fragiles Glück, eingefangen im Blick auf das Alltägliche, das Kurzeck durch seinen einzigartigen Ton zum Leuchten bringt.