Über Adelsfamilien herrschen in der Öffentlichkeit vielfach verzerrte, widersprüchliche und unvollständige Ansichten. Sie sind von nostalgischer Sicht verklärt oder glorifiziert. Die Frage aber, wie es etwa dem böhmischen Adel nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie erging, wurdeselten gestellt.Lobkowicz - Mensdorff-Pouilly - Borek-Dohalsky - Schwarzenberg - Kinsky - Schlik - Sternberg - Czernin - Strachwitz - von Bubna und Lititz - Wratislaw - Hruby und Gelenj - klingende Namen großer böhmischer Adelsgeschlechter, deren Schicksale während der politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts vielfach unbekannt geblieben sind. Der Publizist und Fotograf Vladimír Votýpka hatte noch in kommunistischer Zeit im Rahmen einer Recherche über denkmalgeschützte Objekte in Böhmen und Mähren die Möglichkeit, hinter die Kulissen der herrlichsten Schlosseinrichtungen zu blicken, wohin ansonsten nur ganz wenige Besucher gelangen. Was er entdeckte waren zahlreiche Kunstgegenstände, historische Möbel und ganze Bibliotheken, die jahrhundertelang sorgfältig gepflegt worden waren, sich nun aber in chaotischem Zustand befanden. Er begann die Geschichte der ehemaligen Bewohner, der adeligen Familien, aufzuschreiben. Es gelang ihm dabei, wichtige Vertreter des böhmischen Adels ausfindig zu machen und die politisch und persönlich so stark bewegten Jahre gemeinsam mit ihnen zu rekonstruieren.
Tschechischer AdelReihe
Diese Serie taucht in die Geschichte und das Schicksal bedeutender böhmischer Adelsfamilien im turbulenten 20. Jahrhundert ein. Sie untersucht, wie politische Umwälzungen, wie der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Kommunismus, das Leben, die Besitztümer und das kulturelle Erbe dieser Geschlechter beeinflussten. Die Reihe bietet Einblicke hinter die Kulissen ihrer Residenzen, deckt vergessene Kunstobjekte auf und erzählt die Geschichten von Nachkommen, die dramatische vergangene Ereignisse rekonstruieren.


Empfohlene Lesereihenfolge
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Rückkehr des böhmischen Adels
Aus dem Tschechischen von Walter und Simin Reichel
Vor mehr als 30 Jahren begann der tschechische Journalist Vladimír Votýpka, die Schicksalswege böhmischer Adelsfamilien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuzeichnen. Der böhmische Adel war immer eng mit der Geschichte Europas verbunden. Zur Zeit der Habsburgermonarchie übte er in der Funktion von Ministerpräsidenten, Außenministern, hohen Beamten und Militärs einen erheblichen Einfluss auf das politische Geschehen aus. Was aber wurde nach dem Ende der Monarchie aus diesen Familien? Wie haben sie – Jahre später – auf die kommunistische Machtergreifung in der Tschechoslowakei reagiert? Viele von ihnen gingen ins Exil und fanden so eine neue Heimat. Nach der politischen Wende des Jahres 1989 kehrten sie überwiegend in ihre alte Heimat zurück, wo sie sich des Jahrhunderte alten Familienbesitzes annahmen. Das Buch ermöglicht einen tiefen Einblick in oftmals abenteuerliche Lebensschicksale und den Neuanfang der zweiten und dritten Generation adeliger Nachkommen. 2007 erschien der Band „Böhmischer Adel. Familiengeschichten“, der die Lebensschicksale während des Kommunismus dokumentierte. Im neuen Band steht die Zeit nach der Wende und des Wiederaufbaues im Zentrum.