Das ungebaute Leipzig
Projekte, Visionen, Luftschlösser






Projekte, Visionen, Luftschlösser
Stimmen und Erinnerungen aus vier Jahrzehnten
Das Prinzip Abriss und Neubau in drei Jahrhunderten Stadtentwicklung
Architektonische Rekonstruktion und Nationenbildung vom 19. Jahrhundert bis heute
Der Rekonstruktion symbolträchtiger, zerstörter Baudenkmäler und Ensembles wurde immer wieder eine wichtige Rolle für Nationsbildung und nationale Selbstbehauptung beigemessen. Dies gilt besonders für werdende, junge und im Umbruch befindliche Nationalstaaten. Die Inszenierung der Architektur vergangener Epochen dient hier der Stärkung des Nationalbewusstseins, oftmals auch der Legitimation staatlicher Souveränität und territorialer Ansprüche. Im Mittelpunkt des Bandes, der einen weiten Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart schlägt, stehen die nationalpolitischen Motive von Rekonstruktionsprojekten in Mittel- und Osteuropa. Aus diesem Blickwinkel werden einige prominente Rekonstruktionen in ihren geschichtspolitischen Funktionen analysiert. Ein besonderes Augenmerk der hier zusammengeführten Fallstudien aus verschiedenen Ländern zwischen Ostsee, Adria und Schwarzem Meer liegt aber auf Projekten, die in Deutschland bisher kaum bekannt oder auch weitgehend vergessen sind.
In der späten DDR-Zeit symbolisierte der Verfall Leipzigs den Niedergang ostdeutscher Städte. Die Frage 'Ist Leipzig noch zu retten?' prägte nicht nur die lokalen Debatten, sondern erregte auch bundesweit Aufmerksamkeit. Leipzig wurde gerettet, jedoch verlief die Entwicklung unregelmäßig. In den frühen 1990er Jahren galt die Stadt als Boomtown des Ostens, nur um kurz darauf als Paradebeispiel einer Schrumpfstadt und Abrisshauptstadt Deutschlands traurige Berühmtheit zu erlangen. Doch der Wandel ließ nicht lange auf sich warten: Leipzig begann wieder zu wachsen, neue Industriebetriebe siedelten sich an, und Bau- sowie Sanierungstätigkeiten nahmen zu. Heute wird Leipzig, trotz anhaltender Probleme und Risiken, als eine der attraktivsten Großstädte Deutschlands angesehen und gilt als Musterbeispiel erfolgreicher Stadtentwicklung. Nirgendwo sonst in Ostdeutschland lassen sich die Höhen und Tiefen, Chancen und Gefahren der nachwendlichen Stadtentwicklung so anschaulich verfolgen wie hier. Arnold Bartetzky, ein erfahrener Beobachter des Leipziger Baugeschehens, beschreibt den Weg seit 1989 mit großer Sachkenntnis und Präzision. Dr. Bartetzky, geboren 1965, hat Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie studiert und ist seit 1995 am Geisteswissenschaftlichen Zentrum in Leipzig tätig, zudem als Architekturkritiker aktiv.
Die ersten Panoramen waren bereits um 1800 in England, Deutschland und Frankreich zu sehen gewesen, bevor sie auf dem ganzen Kontinent und darüber hinaus populär wurden. Im 20. Jahrhundert schienen die umlaufenden illusionistischen Monumentalgemälde wegen der Konkurrenz des Kinos zunächst keine Zukunft mehr zu haben. Die Faszination des Mediums aber ist geblieben. Davon zeugen etwa verschiedene Wiederbelebungsversuche in sozialistischen Ländern und neuerdings der Erfolg der Panoramabilder Yadegar Asisis in Leipzig, Dresden und Berlin. Aus medien- und bildgeschichtlicher Sicht gelten Panoramen als wichtiger Schritt zur massenmedialen Vermittlung visueller Botschaften im öffentlichen Raum. Der vorliegende Band arbeitet die Spezifika der historisch-politischen Bilderwelten der Panoramen in der östlichen Hälfte Europas heraus und ordnet sie in die Geschichte dieses Mediums ein. Dabei wird ein Bogen von den bis heute erhaltenen Beispielen des späten 19. Jahrhunderts in Polen, Ungarn und Tschechien über Panoramen in der Zeit des Sozialismus bis zu den jüngsten Projekten geschlagen.
Architektur, Denkmalpflege und visuelle Geschichtskultur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
Welche Rolle spielen Architektur, Denkmalpflege und Bildkünste für die Inszenierung nationaler Geschichte und für staatliche Repräsentation? Wie wurde und wird mit der Zerstörung baulicher Symbole der Vergangenheit umgegangen? Wie wirken sich Kriege und Systemwechsel auf urbane Entwicklung und Identität aus? Die reich illustrierten Beiträge des Bandes gehen diesen Themen anhand einer Vielzahl von Fallbeispielen aus verschiedenen, vorwiegend mittel- und osteuropäischen Ländern nach. Sie durchmessen einen Zeitraum von gut zwei Jahrhunderten, zwischen 1800 und der unmittelbaren Gegenwart. Die meist vergleichend angelegten, materialreichen Aufsätze werden durch feuilletonistische Kurzessays ergänzt, die aus Streifzügen durch Städte in verschiedenen Teilen der Welt hervorgegangen sind. Hier wie dort gilt das besondere Interesse des Autors dem Wandel von Architektur und visueller Kultur nach politischen Umbrüchen.
Konzeption, Reflexion und Fiktion von Stadt in Mittel- und Osteuropa
Der Aufsatzband beschäftigt sich mit Konzeptionen der Stadtplanung, aber auch mit Stadtbildern in Literatur, Film, Fotografie und bildender Kunst, in denen sich Reales und Visionäres, Physisches und Symbolisches verbinden. Wie wurde im östlichen Europa vor, im und nach dem Sozialismus Urbanität imaginiert und ästhetisch konstruiert? Was gab es für Vorstellungen von der Idealstadt, was wurde dabei unter Modernität verstanden, welche Erwartungen weckte die Stadt als Begegnungsort, inwieweit fungierten planerische Visionen als propagandistische Glücksverheißungen, wie wurde die realsozialistische Tristesse der urbanen Räume wahrgenommen? Diesen und ähnlichen Fragen widmen sich hier Historiker, Kunsthistoriker, Literatur- und Filmwissenschaftler, Kulturanthropologen und Philosophen. Aus ihren unterschiedlichen Fachperspektiven wird ein breites Spektrum von Stadtbildern im weitesten Sinne beleuchtet, das einen Bogen von Deutschland bis Russland, vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart schlägt.
Die Societas Jablonoviana (Fürstliche Jabłonowskische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig) wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert vom Fürsten Józef Aleksander Jabłonowski (1711-1777), einem polnischen Mäzen der Kultur und Wissenschaften, an der Leipziger Universität ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es damals, allgemein die Wissenschaften zu fördern, indem jährlich Preisfragen zu Mathematik / Physik, Ökonomie und zur polnischen / slawischen Geschichte ausgeschrieben und die besten Arbeiten mit dem Jabłonowski-Preis ausgezeichnet wurden. Die Gesellschaft überdauerte alle Wirren der Geschichte und versteht sich heute als Vermittlerin und Mitgestalterin der deutsch-polnischen Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen. In diesem Sinne werden alle zwei Jahre junge Wissenschaftler, abwechselnd aus Polen und aus Deutschland, die sich um die Förderung des deutsch-polnischen Dialogs besonders verdient gemacht haben, mit dem Jabłonowski-Preis geehrt. Der im Jahre 2001 ausgewählte Preisträger, Dr. Arnold Bartetzky, ist ein deutscher Kunsthistoriker, der sich vielfach mit polnischen Themen beschäftigt und im Jahr 2000 eine Monographie über das Große Zeughaus in Danzig veröffentlicht hat. Die Laudatio hielt der Historiker Prof. Dr. Klaus Zernack, Vorstandsmitglied der Societas Jablonoviana. Der abgedruckte Aufsatz soll einen Einblick in die Arbeit des Preisträgers ermöglichen.
Die von italienischen Vorbildern geweckten Erwartungen an einen Renaissancebaumeister nördlich der Alpen lassen sich nicht einlösen. Dort sind sie in die Strukturen des Baubetriebes und der Bauorganisation eingebunden und treten selten aus der Anonymität heraus. Die Zuschreibungen bedeutender Bauwerke an heimische Baumeister durch die deutsche Kunstgeschichte besonders der Reichsgründungszeit des späten 19. Jahrhunderts sind als falsch anzusehen. Der vorliegende Band nimmt an 9 ausgewählten Beispielen eine kritische Revision der Forschungsgeschichte vor: Roskopf, Krebs, Lotter, Vernukken, Bentheim, Wolf d. J., Holl und Schickhard werden von Mythen entkleidet und neu vom Stand einer methodisch angemessenen Forschung her eingeschätzt