Bisher wenig beachtete Entwürfe und frühe Schriften Herders stehen im Zentrum dieser Untersuchung. Sie werden als kontinuierlich sich entwickelnde „Systemprogramme“ zur Metaphysik und Erkenntnistheorie interpretiert. Somit wird Herders Philosophie ins Verhältnis zu ontologischen, theologischen und erkenntnistheoretischen Fragestellungen der zeitgenössischen Diskussion gestellt.
Mit der Veröffentlichung von Martin Heideggers »Schwarzen Heften« hat sich die Debatte zur Verstrickung von Philosophie und Nationalsozialismus erneuert und verschärft. Offen antisemitische Äußerungen in diesen Denktagebüchern haben in der nichtakademischen Öffentlichkeit für Empörung gesorgt. Die entscheidende Frage ist jedoch, welche Veränderungen der Perspektive auf Heideggers Denken insgesamt sich dadurch ergeben und ob damit zugleich eine Neubewertung des Gesamtwerks eines der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts nötig ist. Die Beiträge in diesem Band erkunden Heideggers philosophische und politische Aussagen sowie seine Selbstinszenierung und seine Verwendung von Ideologemen seiner Zeit.
Der auf Kants kritischer Philosophie fußenden Philosophengeneration galt Herder als hoffnungslos anachronistischer, vorkritischer Philosoph, dessen Denken fÜr das eigene philosophische Programm keine Relevanz zukomme. Das im folgenden dokumentierte Projekt geht demgegenÜber von der Hypothese aus, daß Herder in die Vorgeschichte der Philosophie des deutschen Idealismus gehÖrt, daß er VorlÄufer und Weggenosse der nachkantischen Philosophengeneration war. Der vorliegende Band versammelt Arbeiten, die zur BegrÜndung und Diskussion dieser Auffassung in unterschiedlicher Weise es geht um die Konturierung der fÜr diese Thematik relevanten Aspekte von Herders eigenem Denken, um die Erschließung der gemeinsamen philosophischen und wissenschaftshistorischen Grundlagen des Herderschen Denkens und der Philosophie des deutschen Idealismus, nicht zuletzt geht es um die Erarbeitung der Rezeption von Herders Philosophie in der nachkantischen Philosophengeneration.
In den 80er Jahren hat sich international eine Verschiebung sozialwissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher, historischer und philosophischer Forschung ergeben, die durch die Einführung der Kategorie „Geschlecht“ als Leitbegriff gekennzeichnet ist. Die bis dato übliche Frauenforschung wurde abgelöst durch das neue Paradigma „Geschlechterforschung“. Mit diesem Perspektivenwechsel konnten nicht nur neue Horizonte der Forschung eröffnet werden, es wurden zugleich gravierende theoretische Probleme auf den Plan gerufen. So ist etwa nach dem Status der Geschlechtertheorie zu fragen: handelt es sich dabei primär um eine empirische oder um eine philosophische Theorie und können sich beide Zugangsweisen ergänzen? Von welcher Position aus wird Geschlechterforschung betrieben? Muss die Position eines „neutralen Geistes“ als Ideologie betrachtet werden, sodass tatsächlich nur standpunktbezogen geforscht werden kann? Nach welchen Kriterien sind konkurrierende Geschlechtertheorien gegeneinander abzuwägen? Mit dem im vorliegenden Band dokumentierten interdisziplinären Kolloquium wird eine kritische Zwischenbilanz gezogen. Der Band versammelt Beiträge, die konkrete Forschungsergebnisse innerhalb des neuen Paradigmas präsentieren, wie auch Aufsätze, die bilanzieren, konstruktiv oder kritisch zum Ansatz der Geschlechterforschung selbst Stellung nehmen.
Herders Metakritik aus dem Jahr 1799 ist ein Generalangriff auf Kants Kritik der reinen Vernunft und den beginnenden Kantianismus an der Universitat Jena, zu dem Herder offensichtlich auch die Philosophie Fichtes rechnet. Bei den Zeitgenossen war dieses Werk Herders Ruf als Philosoph nicht eben zutraglich. Die Nachwelt aber kann Herders auf Hamann gestutzte, sprachanalytisch verfahrende Kritik auch einer kritisch bereinigten Metaphysik als Vorbereitung des linguistic turn der Philosophie des 20. Jahrhunderts ganz neu schatzen und interessiert sich fur den Ansatz eines holistischen, lebensphilosophischen Naturalismus und seine unausgeschopften Potentiale. - Die in diesem Band versammelten Beitrage versuchen, die schwierigen Lehrstucke dieses Werks transparent zu machen, und werfen ein Licht auf den Entstehungs- und Wirkungskontext dieser so lange vernachlassigten Schrift. - Mit Beitragen von Andreas Arndt, Manfred Baum, Oswald Bayer, Martin Bondeli, Markus Buntfuss, Marion Heinz, Petra Lohmann, Angelica Nuzzo, Violetta Stolz, Pierluigi Valenza, Rainer Wisbert und Gunter Zoller.
Die »Schwarzen Hefte« haben die Verbindungen zwischen Philosophie und Politik bei Heidegger klarer als je zuvor aufgezeigt und eine neue Debatte über den Stellenwert seines Denkens angestoßen. Die Texte belegen, dass Philosophie, Metapolitik und Politik bei Heidegger eine Einheit bilden, die auch seine Befürwortung des Nationalsozialismus und Antisemitismus umfasst. Im Fokus der kritischen Revision steht das Hauptwerk von 1927, »Sein und Zeit«, das als epochaler Beitrag zur Philosophie des 20. Jahrhunderts gilt. Die »Schwarzen Hefte« fordern eine »Destruktion« dieses Werks heraus, da sie neue Perspektiven für die Diskussion über Heideggers philosophisches Profil und dessen ideologischen Kontext eröffnen. 90 Jahre nach der Veröffentlichung ist die kritische Auseinandersetzung mit »Sein und Zeit« für die philosophische Forschung unerlässlich. Dabei stehen zwei zentrale Fragen im Vordergrund: Wie ist die in der »Fundamentalontologie« des Daseins verankerte temporale Ontologie fachphilosophisch zu bewerten? Enthalten die ausgearbeiteten Teile bereits Ansätze für Heideggers Antisemitismus und Nationalsozialismus? Der Band behandelt diese Themen aus verschiedenen philosophischen und disziplinären Perspektiven und enthält Beiträge von namhaften Autoren.
Legitimationsfiguren der politischen Philosophie (1600-1850)
Die Krisenerfahrungen der Moderne führen zum Rückgriff auf vormoderne Ordnungsvorstellungen, die jene Legitimationsdefizite kompensieren sollen, die im Zuge einer Dialektik der Aufklärung entstanden sind: die emanzipatorische Kraft der Vernunft scheint sich in eine Instanz neuer Herrschaft zu verkehren, als deren Organ die als repressiv erfahrenen Ordnungsleistungen des Staates begriffen werden. Diese Situation begünstigt die Suche nach Kräften, die menschlichem Eingriff entzogen sind, und kommt der Rehabilitierung von Naturvorstellungen entgegen, die sich der Welt des Menschen als normative Ordnungsquelle anbieten. Inwieweit sich gerade die Geschlechterbeziehungen als Ausdruck solch natürlicher Ordnung verstehen lassen, ist eine der zentralen Fragen einer kritischen feministischen Philosophie. Die Untersuchungen, die die AutorInnen dieses Bandes vorlegen, bewegen sich im thematischen Umkreis dieser Fragestellung: in der Art eines Kompendiums werden in Interpretationen von Texten der politischen Philosophie, die in der Epoche von 1600-1850 entstanden sind, paradigmatische Legitimationsfiguren herausgearbeitet und der feministischen Ideologiekritik zugänglich gemacht.