Es geht nichts verloren
Ottmar Fuchs im Gespräch mit Rainer Bucher und Rainer Krockauer
- 245 Seiten
- 9 Lesestunden
Ottmar Fuchs im Gespräch mit Rainer Bucher und Rainer Krockauer
Wider die gewinnorientierte Verwaltung der Welt
Theologisch-biographische Notizen
Zur prekären Zukunft der katholischen Kirche
Über Jahrhunderte war die katholische Kirche souveräne Herrin ihrer selbst. Sie beherrschte die Interpretation des Kosmos, die Ordnung der Gesellschaft und – bis vor kurzem – den Körper der Menschen. Mit all dem ist es vorbei, auch bei den eigenen Mitgliedern. Sie wurde von der Machtposition vertrieben und auf den religiösen Markt geworfen. Diese radikale Kontextveränderung lässt nichts in ihr, wie es war, ob sie es will oder nicht. Alles wird prekär, also unsicher und abhängig von anderen: vom Partizipationsverhalten der eigenen Mitglieder etwa, von der politischen Unterstützung oder den religiösen Bedürfnissen der Gesellschaft. Wie auf dem Markt bestehen, ohne ihm zu verfallen? Wie die eigene Aufgabe unter diesen Bedingungen erfüllen? Welcher Umbau ist notwendig? Diesen Fragen stellt sich Rainer Bucher mit analytischer Schärfe und zukunftsweisenden Vorschlägen.
Leerstellen der katholischen Theologie in spätmodernen Zeiten: ein Experiment
In einer wirklich existentiellen Krise scheint die wissenschaftliche Theologie in unseren Breiten nicht zu sein. Sie funktioniert kirchlich wie universitär ebenso gut wie weitgehend geräuschlos. Gerade dieser Normalbetrieb lässt fragen: „Was fehlt?“ Was fehlt, bezogen auf ihren Gegenstand und ihre grundlegende Aufgabe? Dieser Frage gingen zu Ehren des emeritierten Eichstätter Philosophen und Theologen Alexius Bucher im Herbst 2014 Schüler, Freunde und Kollegen beider Fächer nach. Es geht darum, wie man sich Theologie auch anders vorstellen könnte und welche Themen dann anstünden. Es geht darum, über das gegebene Design der Theologie hinaus zu denken und einen Möglichkeitsraum zu eröffnen, der sich nicht an dem orientiert, was ist, sondern an dem, was sein könnte und begründet sein sollte. Dass der Blick in den Rücken der eigenen Arbeit nur versuchsweise, exemplarisch und mit großem Risiko möglich ist, ist offenkundig. Der vorliegende Band zeigt, dass er sich dennoch lohnt.
Der Weg von einer herrschaftsgewohnten Kirche, welche die anderen nicht braucht und auf niemanden hören muss, hin zu einer Kirche, die sich aussetzt, berühr- und verletzbar macht, ist ebenso schwer wie unabweisbar. Quer zu den üblichen Konfliktlinien und im mutigen Zugriff werden grundlegende Analysen des tiefgreifenden Transformationsprozesses vorgelegt, dem die österreichische katholische Kirche zur Zeit unterliegt, und Optionen für dessen Gestaltung entwickelt. Der Band dokumentiert die Beiträge eines Symposiums, zu dem das Grazer pastoraltheologische Institut Kollegen und Kolleginnen der Universitäten Graz, Wien, Salzburg, Innsbruck und Linz 2013 eingeladen hatte. Mit Beiträgen von Kurt Appel (Wien), Christian Bauer (Innsbruck), Herbert Beiglböck (Graz), Rainer Bucher (Graz), Alen Kristić (Sarajevo/Graz), Christina Länglacher (Graz), Katharina Nigsch (Innsbruck), Johannes Panhofer (Innsbruck), Johann Pock (Wien), Hans-Joachim Sander (Salzburg), Roman Siebenrock (Innsbruck), Teresa Schweighofer (Wien/Graz), Renate Wieser (Wien/Graz) und Hildegard Wustmans (Linz).
Studien zu den aktuellen Konstitutionsproblemen der deutschen und österreichischen katholischen Kirche
Für die katholische Kirche in unseren Breiten kann es nicht weitergehen wie bisher. Die Kontextveränderungen kirchlichen Handelns sind dafür zu dramatisch. Sie berühren die unterschiedlichsten Ebenen: das Individuum und sein Verhältnis zu religiösen Praktiken, die religiöse Fundierung, Orientierung und Interpretation der unmittelbaren Nahbeziehungen des Einzelnen oder die verschiedenen kirchlichen Sozialformen. Auf all diesen Ebenen spielen sich vielfältige, teils gegenläufige Neugruppierungs-, aber auch inhaltliche Neukonzeptionsprozesse ab, die niemanden unverändert lassen, der im kirchlichen Feld agiert. In dem Band versammelt Rainer Bucher ausgewählte Beiträge, die er in den letzten Jahren zu diesen Fragestellungen vorgelegt hat.
Studien zur kenotischen Existenz der Pastoraltheologie zwischen Universität, Kirche und Gesellschaft
Wie steht es mit der Gegenwartsfahigkeit der Praktischen Theologie? Wie weit reichen die Versuche, sie als "Empirische Theologie" oder "Handlungswissenschaft" zu entwerfen? Was hat sie von ihrem Ort, der Universitat, was von ihrem Status als Teil der Theologie zu erwarten? Was hat sie mit dem Lehramt gemeinsam und welche Philosophie braucht sie fur ihre Aufgabe? Soll sie sich als "Kulturwissenschaft des Volkes Gottes" entwerfen? Uberhaupt: Wer braucht die Pastoraltheologie wozu? Auf der Basis dieser und verwandter Fragen zielt Bucher darauf ab, die Praktische Theologie jenseits aller Souveranitats- und Herrschaftsperspektiven als die kenotische - als die "sich verausgabende" - unter den theologischen Disziplinen zu entwerfen, als eine Theologie, die sich in der Verausgabung riskiert: wissenschaftlich, gesellschaftlich, kirchlich - und darin zu sich findet.
Dem katholischen Modernismusstreit, der vor 100 Jahren mit dem Dekret Lamentabili und der Enzyklika Pascendi von Papst Pius X. (1903–1914) einen Höhepunkt erreichte, und seiner Relevanz für heute widmete sich ein internationales Symposium an der Theologischen Fakultät der Universität Graz, dessen Beiträge aus verschiedenen Disziplinen hier dokumentiert werden.