Die Prosa der spanischen Aufklärung
- 585 Seiten
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Die spanische Aufklärung ist keineswegs inexistent, wie oft behauptet wird, sondern knüpft an den gesamteuropäischen Aufklärungsdiskurs an. Die reichhaltige Prosaliteratur dieser Zeit steht in der Tradition des philosophisch orientierten „Literaturromans“, der seit Miguel de Cervantes eine besondere Verbindung von Erzählkunst und erkenntniskritischer Poetik aufweist. Sie ist auch im Kontext der wissenschaftlichen Traktatliteratur zu sehen, die im 17. Jahrhundert aus Italien und Frankreich Impulse der „Neuen Wissenschaft vom Menschen“ aufnimmt und im 18. Jahrhundert am gesellschaftspolitischen Diskurs zur Optimierung sozialer Systeme teilnimmt. Die sprachbildende und schriftstellerische Kreativität wird zu einem philosophischen Argument für die Autonomie der Kunst. Der Band beschreibt anhand von vier herausragenden Repräsentanten – Benito Jerónimo Feijoo, Diego de Torres Villarroel, José Francisco de Isla und José Cadalso – die Merkmale einer literarischen Praxis, die unter der mächtigen Inquisition subtile Techniken des sprachlichen Ausdrucks entwickelt hat. Die Prosa der spanischen Aufklärung stellt eine besondere Etappe in der Geschichte der Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Philosophie dar, die später als geisteswissenschaftliche Disziplinen getrennte Wege gehen.