1507/8 schreibt Elia Levita Bachur, der große humanistische Hebräischgelehrte, wahrscheinlich in Padua als noch junger Mann ein Stanzenepos in altjiddischer Sprache: den ›Bovo dʼAntona‹. Die kühne Mixtur aus Heldenepos und Ritterroman rund um das Liebespaar Bovo und Druseiane erinnert mit ihrem flotten Handlungsreichtum an Abenteuerromane. Der lakonisch-ironische Ton aber ist typisch renaissancehaft – ein einzigartiges Zeugnis jüdischer Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit, zugleich Urszene der jiddischen epischen Dichtung. Hier erscheint dieser frühe Höhepunkt europäischer Literatur erstmals in deutscher Übertragung, die nicht nur philologisch den Inhalt des Gedichts transportiert, sondern auch dessen poetische ›Stimmung‹ greifbar macht.
Florian Kragl Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2019
Gottfrieds Ironie
Sieben Kapitel über figurenpsychologischen Realismus im ›Tristan‹. Mit einem Nachspruch zum ›Rosenkavalier‹
- 445 Seiten
- 16 Lesestunden
Mit Gottfrieds >Ironie Tristan Dissonanzen Tristan
- 2015
Der Wunderer
- 130 Seiten
- 5 Lesestunden
Der 'Wunderer' ist ein Nachzügler der deutschen Heldenepik: überliefert nur in Textzeugen aus wenigen Jahrzehnten um 1500 und davor gänzlich unbezeugt, gehört er auch innerhalb der Subspezies Dietrichepik zu deren spätesten Vertretern. Die vorliegende Edition bietet erstmals sämtliche erhaltenen Fassungen in überlieferungsnaher Gestalt: die strophische Version des Dresdener Heldenbuchs und des Straßburger Drucks (in synoptischer Darstellung), die beiden Reimpaarfragmente sowie das Fastnachtspiel.
- 2013
Erzähllogiken in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
- 312 Seiten
- 11 Lesestunden
Erzählen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Zu allen Zeiten haben Menschen erzählt. Aber nicht zu allen Zeiten haben sie auf dieselbe Weise erzählt. Dabei variieren Motive, Stoffe und Themen ebenso wie die Art und Weise, das Erzählte zu arrangieren und seine Einzelbestandteile so miteinander zu verknüpfen, dass sie den Eindruck eines kohärenten Ganzen vermitteln. Die Einsicht in die historische Bedingtheit von Erzählformen und -verfahren hat sich in der neueren Forschung zu der Forderung nach einer historischen Narratologie verfestigt. Zu einer solchen liefert dieser Band einen Baustein. Er versammelt Beiträge, die sich systematisch und in Fallstudien den Logiken spätantiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Erzählens widmen. Themen sind unter anderem: Mythos, Raum- und Zeitstrukturen, Handlungsmotivation, Figurenkonstitution, historische Theoriebildung, Erzähl- im Verhältnis zu Bildlogiken, Strategien des Erzählens im Epos, in der Novellistik und im pikarischen Roman.
- 2013
Gegenstand der Monographie ist die Dietrichepik des hohen und späten Mittelalters und mit ihr der größere Teil der deutschen Heldenepik überhaupt. Es sind dies Texte, um deren narrative und poetische Verfasstheit sich die Forschung lange Zeit nicht oder nur am Rande kümmern wollte. Der vorliegende Band versucht demgegenüber, die Erzählungen von Dietrich von Bern, seinen Kriegen und ›Abenteuern‹ - 'Dietrichs Flucht', 'Rabenschlacht' und 'Alpharts Tod'; 'Goldemar', 'Laurin', 'Sigenot', 'Eckenlied', 'Virginal', 'Rosengarten' und 'Wunderer' - dezidiert als literarische Phänomene zu begreifen. Gerahmt von Überlegungen zur mediengeschichtlichen Situierung der Dietrichdichtung im Spannungsfeld von mündlichem Erzählen und schriftlicher Fixierung, ist das Ziel, in Einzelinterpretationen die evidente hermeneutische Resistenz der Dietrichepik präzise zu umreißen, um auf diese Weise die Poetik dieses sprödesten Genres der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Erzählliteratur näher zu bestimmen.
- 2012
Die Krone Heinrichs von dem Türlin, einst als epigonal und moralisch anstößig abgetan, wird heute als komplexer und poetischer Artusroman geschätzt. Der Band bietet eine neuhochdeutsche Übersetzung des Textes und richtet sich an Studierende sowie ein breiteres Publikum, ergänzt durch ein Nachwort und eine Auswahlbibliographie.
- 2010
Die Geschichtlichkeit der Heldendichtung
- 188 Seiten
- 7 Lesestunden
- 2005
Die Weisheit des Fremden
Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition- Mit einem allgemeinen Teil zur Fremdheitswahrnehmung
- 510 Seiten
- 18 Lesestunden
Was ist fremd? Warum ist jemandem etwas fremd? Wie geht man mit dem Fremden um? Dies sind die Hauptfragen, die den ersten, theoretischen Teil der Arbeit prägen. Gesucht werden Modelle, mit deren Hilfe die (kognitiven) Prozesse der Fremdheitswahrnehmung (im Mittelalter) umschrieben und gefasst werden können. Der zweite, praktische Teil wendet die dabei gewonnenen Ergebnisse auf einen Sonderfall der mittelalterlichen Wahrnehmung von Fremdheit an: auf die Berichte von den indischen Weisen, von den Brahmanen und Gymnosophisten, denen Alexander der Große auf seinem Indienzug begegnet sein soll und die als fixer Bestandteil vor allem – wenn auch nicht ausschließlich – der Alexanderromane ein reiches literarisches Nachleben bis in die Frühe Neuzeit hinein fanden. Weniger geht es dabei darum, dem echten, authentischen Bild von den indischen Weisen nachzuspüren – schon die ältesten, antiken Berichte beruhen zu einem beträchtlichen Teil auf literarischen Schemata zur Darstellung von fremden, fernen Wundervölkern. Die Frage ist vielmehr, in welcher Weise das Leben und Handeln der Weisen – insbesondere im Kontrast zum Wirken Alexanders – von den Texten imaginiert wird, welche Vorgänge bei der Ausbildung einer literarischen Tradition am Werk waren, und welchen Funktionalisierungen und Wertungen die Tradition zu verschiedenen Zeiten offen stand.