"Die Frage nach dem Wesen des Menschen ist als Frage nach uns selbst eine genuin philosophische. Häufig werden als klassische Entwürfe philosophischer Anthropologie vor allem solche des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts angesehen, die in Auseinandersetzung mit den expandierenden Erkenntnissen der Einzelwissenschaften entstanden. Dieser Fokus vernachlässigt jedoch die grundsätzliche und eigenständige Beantwortung der Frage, die bereits in der klassischen deutschen Philosophie gegeben wurde. Hier findet sich ein intensives Nachdenken darüber, wie die Frage überhaupt beantwortet werden kann und welche Bedingungen die menschliche Natur für ein vernunftgemässes Leben mit sich bringt. Die Autoren des vorliegenden Bandes zeigen die Notwendigkeit auf, sich mit diesen Ansätzen auseinanderzusetzen"--Page 4 of cover.
In der Moderne haben Weltbürgertum und Nationalstaat die gleiche
Geburtsstunde, nämlich in jener Epoche, in der die bürgerlichen Revolutionen
gleichzeitig die jeweiligen Nationen konstituierten und dem europäischen
Kontinent den Weg eines neuen gemeinsamen Schicksals eröffneten. Während die
Welt selbst als eine neue Dimension des Politischen und des Rechts entsteht,
übernimmt die Nation europaweit die Funktion einer unabdingbaren politischen
und kulturellen Voraussetzung moderner Staatlichkeit. Hinter diesem weder
zufälligen noch bedeutungslosen gleichzeitigen Auftreten auf der politischen
Bühne der Geschichte Europas spielt sich zugleich eine philosophische
Dialektik ab. Charakteristisch verdichtet zeigt sich das in der Wende vom 18.
zum 19. Jahrhundert, vor allem in der klassischen deutschen Philosophie und in
der Romantik. Die Dialektik des Kosmopolitismus zwischen der einen
Weltrepublik und den vielen Nationalstaaten führt zu Störungen in einem
angestrebten harmonischen Pluralismus. Von Anfang an droht dieser Dialektik
die Gefahr sich aufzulösen, indem die zwei Perspektivpole ihre begriffliche
Spannung verlieren und sich die Pole in ihrer Beziehung aufeinander trennen,
einerseits auf dem Weg eines nationalen und kulturellen Partikularismus,
andererseits in der Form eines religiösen oder rationalen Universalismus.
Dieser Band stellt unter anderem Fragen nach der Funktion der Nation als
Identitätsstruktur und als Integrationsmuster, nach der Grenzen der
Volkssouveränität, nach dem Status Europas, der Spannung zwischen Anerkennung
und Konflikt, der individuellen Aufgabe des Kosmopoliten, nach dem Kern des
Weltbürgerrechts oder der Bedeutung der Grenzen in dieser kosmopolitischen
Dialektik. Der Band prüft, inwiefern die Durchdringung der begrifflichen
Spannungen des Kosmopolitismus in der klassischen deutschen Philosophie
erhellend für die heutige Situation in Europa sein kann.
Der klassisch deutschen Philosophie wird vorgeworfen, das Subjekt zu übersteigern, ohne die Endlichkeit des Menschen zu berücksichtigen. Ihr wird ein Paternalismus der Vernunft angekreidet, der die Totalität übersteigert, ohne das Recht auf Differenz und Diversität zu würdigen. Sie wird getadelt, Metaphysik aus bloßen Begriffen zu betreiben, ohne eine Kritik der Sprache vorzunehmen. Ihr wird entgegengehalten, dass man das Absolute nicht wissen könne, ohne sich der Selbstüberhebung schuldig zu machen. Das Buch versucht keine Verteidigung, sondern eine Beschreibung der Klassischen deutschen Philosophie als Aufbruch der Moderne. Die dort verhandelten Probleme gehören nicht einer fremden Welt, sondern sind unsere eigenen.
Das Denken des Anfangs sagt viel aus über Ziel und Ambition einer Philosophie. So hat jede Zeit anders über den Anfang gesprochen. Schließlich hängt der Erfolg einer rationalen Begründung nicht zuletzt an den Prinzipien, von denen sie ausgeht.
Der Schema-Begriff spielt bereits in der Antike und in der Frühen Neuzeit eine wichtige Rolle. Er ist auch heutzutage kaum aus der Diskussion wegzudenken – Theorien zum Körper-Schema oder Bild-Schema zeigen das. In seiner Hochphase wird das Schema von Kant als systematischer Kern der Synthesis zwischen Verstand und Sinnlichkeit definiert, von Hamann und Herder dagegen zur Charakterisierung sprachlicher und imaginativer Prozesse im Denken genutzt und von Hegel systematisch weiterentwickelt. Die Revision und Erweiterung des Schema-Begriffs wird später von Whitehead und Bartlett vorangetrieben und durch Beiträge von Max Weber, Helmuth Plessner, Jean Piaget und die phänomenologischen Auffassung des Schemas bei Husserl und Roman Ingarden ergänzt. Der vorliegende Band zielt darauf, vielfältigen Fäden der philosophischen Geschichte des Schemas neu zusammenzuführen und über Möglichkeiten nachzudenken, das Schema nicht nur allgemein als dynamische Gestalt, Skizze oder Silhouette aufzufassen, sondern in ihm ein noch fehlendes systematisches Element der aktuellen Sprach- und Erkenntnistheorie zu sehen.
Geld bewegt die Welt. Doch woher kommt diese unglaubliche, alles prägende, alles an sich reißende Kraft des Geldes? Nach fünf Themenschwerpunkten wurden klassische Texte für diesen Band ausgesucht: Geld als Tauschmittel; Geld und Macht; Geld, Moral und Religion; Geld und Gerechtigkeit und Geld und Sprache. Gesammelt wurden philosophische Texte von Platon über Aristoteles, Thomas von Aquin, Kant, Luther, Smith, Maimon, Marx, Tönnies, Simmel und Luhmann bis hin zu Searle.
W. Ehrmann / C. Asmuth: Einleitung. Paradoxien im Denken des Selbst – P. Cobben: Die Todesangst als die Geburt des wirklichen Selbst – F. Engster: Maßgeblichkeit für sich selbst. Die paradoxe Konstitution des Selbst bei Hegel und Marx – K. Drilo: »Werde was du bist«. Teleologie als Wahrheit des Mechanismus in Hegels Wissenschaft der Logik – C. Senigaglia: Einheit und Vielschichtigkeit im Denken. Einige Überlegungen in Anlehnung an Hegel – G. Lejeune: Parakonsistenz des Selbst. Hegels Absolutes im Lichte der polnischen Logik – C. Tewes: Das paradoxale Ich. Zur Antinomie der reflexiven Erfassung präreflexiver Elemente des Selbst – C. Zarnow: Selbstbewusstsein und Selbstentzug. Kants Begriff des transzendentalen Subjekts – E. Acosta: »Was vernünftig ist, das ist widersprüchlich und was widersprüchlich ist, das ist vernünftig.«. Widerspruch und Wirklichkeit der Vernunft in Kants Philosophie – A. Carrasco Conde: Die Struktur des Werdens bei Schelling – M. Wunsch: Putnams anticartesianischer Schritt in die Paradoxie. Warum Gehirne im Tank mit »Ich bin kein Gehirn im Tank« etwas Wahres sagen – N. Nuyens: Nietzsches Kritik des Subjektbegriffs und deren Bedeutung für die Transzendentalphilosophie – H. Lerch: Einheit im Menschen. Überlegungen zu den Transformationen transzendentalphilosophischer Elemente bei Helmuth Plessner und Ernst Cassirer – C. Asmuth: Das Selbst des Körpers - der Körper des Selbst
„Ästhetisches Wissen“ besteht in einem komplexen Wechselspiel von Sinnlichem und Begrifflichem, das bis heute ein Schlüsselproblem philosophischer Forschung bildet. Theoriestücke wie das freie Spiel der Erkenntniskräfte (Kant), das sinnliche Scheinen der Idee (Hegel) oder die Rolle der Einbildungskraft entwerfen ein Spannungsfeld zwischen Ästhetik, Epistemologie und Kunst, an das sich grundlegende Fragen anknüpfen: Welchen Status hat die Unterscheidung zwischen Sinnlichkeit und Begriff? Wie ist das Verhältnis von sinnlicher Erkenntnis zur Logik und zu anderen Wissensformen zu denken? Welche systematischen Konsequenzen können aus der Untersuchung z. B. des Chaos, des Berührungssinns, der Musik oder des Films gezogen werden? Die Beiträge des Bandes setzen sich mit diesen und anderen Fragen in historisch-systematischer Einstellung auseinander. Sie erörtern und erweitern transzendentalphilosophische, idealistische und phänomenologische Perspektiven auf zeitgemäße Konzeptionen ästhetischer Wissensformen.
Die aktuellen Möglichkeiten zur Steigerung menschlicher Leistung durch Sportdoping und Enhancement werfen die Frage auf, ob es rechtliche und moralische Grenzen des Machbaren gibt oder geben sollte. Bislang beschränken sich die aktuellen Anti-Doping-Bestimmungen auf positiv gesetztes Recht, das partiell und in konkreten Fällen von der alltäglichen moralischen Intuition abgekoppelt ist. Dieser Band zeigt: Der Befund eines Auseinanderscherens von moralischen und rechtlichen Normen trifft nicht nur auf das Doping zu, sondern ist für die gesamte Moderne charakteristisch. Zudem wird die Frage diskutiert, ob der Doping-Problematik durch Verschärfung des Strafrechts beizukommen ist.
Der Einfluss von Bildern in den Medien und im täglichen Leben ist unübersehbar. Wissenschaftler sprechen daher schon seit Längerem vom ›Pictorial turn‹, den unsere Gesellschaft genommen habe. Eins ist klar: Wir müssen lernen, Bilder zu lesen, so wie wir lernen müssen, Schrift zu lesen. Nur: Was ist eigentlich ein Bild, wie funktioniert es? Was unterscheidet es von einem sprachlichen Zeichen? Was macht seine Bildlichkeit aus? Diesen Fragen geht Asmuth in seiner Theorie der Bildlichkeit nach. Seine provokante These: Die Bildlichkeit der Bilder kann man nicht sehen.