Wertordnung und Verfassung
- 463 Seiten
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Das wertorientierte Grundrechts- und Verfassungsverständnis des Bundesverfassungsgerichts bleibt als prätorische Rechtsschöpfung in seiner Rationalität und Legitimität prekär. Thilo Rensmann offenbart mit der Einbeziehung des grenzüberschreitenden Kontexts eine bisher unzureichend gewürdigte 'Rationalitätsreserve'. Seine Grundthese besagt, dass das Grundgesetz und die Wertordnungsjudikatur des Bundesverfassungsgerichts von Anfang an im Kontext des nach dem Zweiten Weltkrieg aufkeimenden transnationalen Menschenrechtskonstitutionalismus stehen und nur so vollständig verstanden werden können. Ein zentrales Anliegen des Autors ist die Aufschlüsselung des genetischen Zusammenhangs zwischen den Grundrechten des Grundgesetzes und dem menschenrechtlichen Wertsystem der internationalen Gemeinschaft, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zum Ausdruck kommt. Die Rationalität und Legitimität der Wertordnungsjudikatur werden auch im aktuellen grenzüberschreitenden Kontext überprüft, wobei die 'Wertordnungsverfassungen' anderer Staaten sowie die Verfassung der Vereinigten Staaten als liberal-rechtsstaatlicher Gegenentwurf betrachtet werden. Schließlich zieht der Autor die Linien des Wertordnungsdenkens in den übernationalen Raum, indem er die Transformation der Europäischen Union von einer supranationalen Wirtschaftsgemeinschaft zu einer konstitutionalisierten Wertegemeinschaft und die Wandlung des Völkerrechts zu einer an
