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Bookbot

Gerhard Oberlin

    4. Dezember 1950
    Schlaraffenland
    The Day Before the Day After
    Kindheit im elektronischen Zeitalter
    Die permissive Gesellschaft
    Die meiste Zeit existieren wir nicht
    Büchner verstehen
    • Die permissive Gesellschaft

      Schuld und Sühne im Generationenwechsel

      Auch die Generation der Babyboomer ahnt, dass sich ihr egoistisches Wohlstandsmodell überlebt hat und sie den Nachkommen eine sehr viel bedrohtere, kompliziertere Welt hinterlässt, als sie sie vorfand. Zu den unverdrängbaren Tatsachen gehört, dass Arbeit, Umwelt, Klima, Gesundheit, ja Frieden und Freiheit gefährdet sind und – sie (fast) nichts unternommen hat, um Unheil abzuwenden. Genau in dieser Dramatik kommt das Schuldgefühl daher, das bei vielen aber nicht zu engagierter Mitsprache und Intervention, sondern zu einer verzagten Einmischungsabstinenz führt. Was die Jungen denken, fühlen, ahnen, tun – ihre Eltern und Großeltern scheint es oft nichts anzugehen. Vor allem Jugendliche leben auf einer psychosozialen Insel, sind mit ihrer Zukunft allein und suchen Trost, Zerstreuung, Wärme, Ablenkung in Flashmob-Events und an sozialen Brennpunkten, wo Drogen und Alkohol für Partylaune sorgen. Dieses Buch macht mit seiner Analyse klar, dass es mit permissiver Duldung, Nachsicht, Verständnis seitens der Älteren nicht getan ist, wenn sie ihre Schuld nicht zu Sühne, und das heißt zur Arbeit an Lösungen für die Probleme der Zeit münzen – und im Übrigen dafür sorgen, dass antisoziales Chaos nicht schöngeredet und ungestraft hingenommen wird. Eine „lost generation“ kann sich keine Gesellschaft leisten.

      Die permissive Gesellschaft
    • Die technologische Entwicklung der kommenden Jahrzehnte könnte uns „Fortschritt nicht nur für hundert Jahre, sondern für zwanzigtausend Jahre bieten“ (Ray Kurzweil). In diesem Kontext ist die pädagogische Weichenstellung von enormer Bedeutung. Es bedarf einer Neubewertung der Kindheit hinsichtlich Familie, Schule und Staat. Anstatt das „Ende der Kindheit“ (Postman) zu beklagen, sollten wir über eine neue Qualität von Kindheit nachdenken, die Kinder resilient, handlungs- und zukunftsfähig macht. Die verkürzten Generationsspannen in Schlüsseltechnologien erfordern ein hohes Anpassungsvermögen. Nur junge Menschen können die notwendigen Assimilationsleistungen erbringen. Daher verdienen unsere Kinder und Jugendlichen eine starke Rolle in der Gesellschaft. Schulen sollten sich in Lernlabore, Garagenwerkstätten, Multikulturzentren, Think and Do Tanks, Unternehmensbüros und soziale Eventschauplätze verwandeln. Das Buch reiht sich in Diskurse ein, die den Paradigmenwechsel in der Sozialisation unserer Kinder und die kulturellen Veränderungen thematisieren. Zu den einflussreichen Denkern zählen neben Neil Postman auch Margaret Mead und Marshall McLuhan sowie zeitgenössische Beobachter wie Marc Prensky, der den Begriff „digital natives“ prägte.

      Kindheit im elektronischen Zeitalter
    • Die letzten Mythen

      Untersuchungen zum Werk Franz Kafkas

      • 363 Seiten
      • 13 Lesestunden

      Betrachtet man die wissenschaftliche Literatur zu Franz Kafka, lässt sich nicht übersehen, dass sich nur sehr wenige Veröffentlichungen methodisch mit dessen Nähe zum Mythos befassen. Das ist erstaunlich, wird Kafkas Werk doch häufig in Verbindung mit Mythen genannt, und das nicht nur, wenn Ödipus als Archetyp oder Sisyphos als existenzialistische Leitfigur ausgemacht werden. Indem Gerhard Oberlin einen anthropologischen Mythenbegriff entwickelt, um damit mythische Strukturen, Motive und Rituale in Kafkas Texten zu analysieren, schließt er diese Lücke im Rezeptionsdiskurs. Gestützt auf psychologisch-psychoanalytische Theorien des Spiels und der Imagination, angereichert mit kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen über Funktion und Geschichte der Mythen, wird die Eigenart von Kafkas Symbolik und des induzierten Textrituals untersucht und als performative »Arbeit am Mythos« (Hans Blumenberg) bestimmt. Erstmals werden auch die mystischen Einflüsse auf das Spätwerk und deren Verwurzelung im Orpheus- und Prometheusmythos herausgearbeitet. Kafkas ungeschriebene Ästhetik erhält in dieser mythopoetischen Studie deutlich mehr Kontur, als dies bisher zu erkennen war.

      Die letzten Mythen
    • Sobald man sie mit ihrem vollen Namen Annette von Droste-Hülshoff nennt, gerät man in Widerspruch zu (frühen) Leseerfahrungen, die sich auf die (Schul-)Lektüre der Judenbuche beziehen. Das dort geschilderte raue Wilderer- und Dorfmilieu, die einfühlsame Psychologie des hochstaplerischen Friedrich Mergel, der das Zeug zum Verbrecher hat, überrascht doch zumindest aus der Feder eines »Freifräuleins«, das im biedermeierlichen Luxus von Burgen, Landhäusern und Schlössern lebte. Kaum naheliegend, dass die Zeitgenossin Heinrich Heines, als unverheiratete Frau, (Ton-)Dichterin und Mäzenatin ohnehin der Schrulligkeit verdächtigt, soziale Schichten jenseits der feudalen Obrigkeit erforschte und menschliche Dramen in der verarmten Landbevölkerung aufspürte. Gesellschaftliche Grenzen waren Sache der »Stockwestfälin« aus dem Münsterland nicht, ebenso wenig wie konfessionelle, landessprachliche oder nationale. Als eine der ersten Frauen erhob sie berufsliterarischen Anspruch, auch wenn die schreibende Männerwelt ihre Arbeiten ignorierte. Mit ihrer Prosa wechselt der literarische Ton zum dokumentarischen Realismus, wie ihn damals nur Büchner, Hebbel oder der gleichaltrige Gotthelf anschlugen. Moderne Töne auch in der Lyrik, wo sie fotografisch »ganz Auge« ist. Stark genug, »unsre blasierte Zeit mit dem Rücken anzusehn«, war sie sich ihres Nachruhms sicher: »Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.«

      Droste verstehen
    • Homo Sapiens -

      eine aussterbende Art?

      Mit keinem Satz lässt sich Charles Darwin in seinem epochalen Werk Über den Ursprung der Arten (1859) über die Abstammung des Menschen aus. Lediglich zwei Andeutungen legen den Brückenschlag von der Evolution der Tier- und Pflanzenwelt zur Gattung homo nahe. Noch viel weniger kommt er darauf zu sprechen, dass der Mensch mit seiner Ausstattung an Leib, Seele und Geist ein Abzweig der Natur, mindestens aber eine hybride Entwicklung und als solche ein Novum ist. Bei weniger Gefahr religiöses Zartgefühl zu verletzen wäre ihm die innerartliche Gewalt dieser Spezies vielleicht der Erwähnung wert gewesen, verbunden mit dem Hinweis, dass genau dies zu deren Aussterben führen könnte. Ironie des Schicksals war es, dass die »darwinistische« Menschheit weißer Hautfarbe wie zum Beweis des Gegenteils nun die Ausrottung der »Kolonialvölker« betrieb, die vom survival of the fittest noch nichts gehört hatten. Die Zeit war gekommen, dass der Mensch als größter Feind des Menschen in großem Stil an seiner Dezimierung arbeitete. Mit dem Kolonialismus, den Weltkriegen, dem Anthropozän fand homo necans, der »todbringende Mensch« (Walter Burkert) zu seiner evolutionären Bestimmung, gegenwärtig auch indirekt durch Eingriffe in Weltklima, Biosphäre und DNA. Michael Crichton – wir verdanken ihm Jurassic Park – nennt Darwin als Kronzeugen, wenn er das ideengeleitete aggressive Verhalten – »uniquely in the animal kingdom« – für das Aussterben des Menschen verantwortlich macht.

      Homo Sapiens -