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O. zkan Ezli

    Thomas Arslan: «Von den Figuren her denken»
    Narrative der Migration
    • Narrative der Migration

      Eine andere deutsche Kulturgeschichte

      Die BRD wird entweder als das Ergebnis einer politisch und zivilgesellschaftlich gelungenen deutschen Integrationsgeschichte der Deutschen in den Westen erzählt oder (aktuell) als eine postmigrantische Gesellschaft bestimmt. Doch keine der beiden Gegenwartsbefunde kann erklären, wie aus Deutschland seit dem Zivilisationsbruch eine Einwanderungsgesellschaft geworden ist. Dabei gibt es eine Geschichte zur Einwanderungsgesellschaft – sie wurde nur noch nicht geschrieben. Ihre Spuren findet man in der Literatur, im Film, in Integrationsdebatten, sozialwissenschaftlichen, soziologischen Arbeiten, in Integrationstheorien und auch in juristischen Diskussionen seit Beginn der Migration in die Bundesrepublik. Narrative der Migration bringt genau diese Aspekte, Sedimente und Bereiche in ihrer historischen Folge in einen Zusammenhang und macht die Kulturgeschichte der deutschen Einwanderungsgesellschaft sichtbar. Sie ist geprägt von gestörten Kommunikationen, abgebrochenen politischen Prozessen, von sich wandelnden Begegnungsstrukturen und Praktiken. Als ein wichtiger Teil der Gegenwart eröffnet sie einen Blick auf informelle Beziehungen und Potentiale, die bislang kaum Beachtung gefunden haben.

      Narrative der Migration
    • Die Herausgeber haben ein langes Gespräch mit Thoams Arslan über seine filmische Arbeit geführt. Ihr Fazit: Thomas Arslan hat nie etwas erfunden, sondern immer etwas vorgefunden, aus dem dann die Erzählungen mit den jeweiligen Figuren entstehen und anstelle von Nachdichtungen tradierter Stoffe und Stereotypen eben Ungesehenes und Nichtbeachtetes zeigen. Ob es sich dabei um Fragen der Migration in Geschwister (1997) und Gold (2013), um solche des Genres in Im Schatten (2010), der individuellen Motivation in Dealer (1998) oder schließlich derjenigen nach sozialen und intimen Beziehungen wie in Ferien (2007) und in Helle Nächte (2017) handelt, bislang ist es jedem Film von Thomas Arslan gelungen, einen anderen und durch seine Genauigkeit aufregenden Blick auf die Phänomene des Alltags, der Beobachtung, der Wahrnehmung und nicht zuletzt der filmischen Erzählung zu werfen. Das hat vielleicht auch etwas mit einem Prinzip zu tun, auf das Thomas Arslan immer wieder hinweist: Er versucht, seine Filme von seinen Figuren her zu denken, zu sehen und zu konzipieren. Ihre Wahrnehmung des Alltags und des Lebens, der Gesellschaft und der Umgebung ist dann – im Film wie in der Realität – eine Richtschnur für die filmische Arbeit.

      Thomas Arslan: «Von den Figuren her denken»