Arnold Gehlen war ein einflussreicher deutscher Philosoph, Soziologe und philosophischer Anthropologe. Seine Arbeit befasst sich mit tiefgreifenden Fragen der menschlichen Natur und Gesellschaft. In seiner Sozialphilosophie konzentriert sich Gehlen darauf, wie Institutionen das menschliche Verhalten prägen und wie diese Institutionen sich in der modernen Zeit verändern. Seine Analysen, einschließlich Konzepte wie „Reizüberflutung“ und „Postgeschichte“, prägen weiterhin das zeitgenössische Denken.
InhaltsverzeichnisZur Einführung.Referate und Diskussionen.Führung und Staatsverwaltung.Kybernetik als modernes Führungshilfsmittel — Realität und Utopie.Führung in der Wirtschaft.Führung und Politik.Zusammenfassung des Kolloquiums.Die Walter-Raymond-Stiftung — Aufgabe und Organe.Referenten.Teilnehmer.Literaturhinweise.Personen- und Sachverzeichnis.Redaktionelle Nachbemerkung.Veröffentlichungen der Walter-Raymond-Stiftung.
Die Seele im technischen Zeitalter, 1957 erstmals in der legendären Buchreihe „rowohlts deutsche enzyklopädie“ erschienen, ist das meistverkaufte und wohl auch meistgelesene der Bücher Arnold Gehlens, dessen Wirksamkeit ihn zu einem einflußreichen Zeitdiagnostiker der jungen Bundesrepublik machte. Dieser prägnante Deutungsversuch, der zugleich eine Kulturtheorie der Moderne liefert, wird hier in einer preiswerten Einzelausgabe wieder zugänglich gemacht. Ausgangspunkt ist die These von zwei „absoluten Kulturschwellen„, einmal der Seßhaftwerdung des Menschen im Neolithikum, zum anderen der Industrialisierung. Technik gehört für Gehlen zur anthropologischen Grundausstattung des Menschen, dieses in seiner Lebensbewältigung auf Künstlichkeit und Entlastung angewiesenen „Mängelwesens“. Als kulturelle Charakteristika der Moderne sah er eine Tendenz zur „Entsinnlichung„ und Ausbreitung des „experimentellen Denkens“ (etwa auch in den Künsten). Bestimmend werden eine massenmedial vermittelte „Erfahrung zweiter Hand„, damit verbunden die Fiktionalität virtueller Wirklichkeiten. Dem entspricht ein neuer Subjektivismus, samt einer Sensibilisierung und „Psychisierung“ des Menschen. Viele dieser Beobachtungen sind bis heute erstaunlich aktuell geblieben. Das Corpus dieser Ausgabe ist text- und seitengleich mit der Fassung in Band 6 der Gehlen Gesamtausgabe.
In seiner letzten Monographie sah Gehlen seinen Entwurf einer „pluralistischen Ethik“ als Fortsetzung seiner anthropologischen Hauptwerke. Er entwickelte eine „Genealogie der Moralen“, um Anthropologie, Verhaltensforschung und Soziologie zu verbinden und vier nicht ableitbare Ethosformen empirisch freizulegen: von einem aus der „Gegenseitigkeit“ entwickelten Ethos über „Eudaimonismus“ und „Humanitarismus“ bis hin zu einem Ethos der Institutionen, einschließlich des Staates. Gehlen widersprach der „abstrakten Ethik der Aufklärung“, die nur eine Moral postuliert. Der Fokus liegt auf einer anthropologischen Begründung der Ethik, die eine „Mehrheit moralischer Instanzen“ und „Sozial-Regulationen“ umfasst, ohne evolutionäre Fortschritte von Nahethik zu einer universellen Moral zu postulieren. Einige Moralen sind instinktnah, andere ergeben sich aus institutionellen Notwendigkeiten, sind aber stets kulturell geformt und auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen angesiedelt. Die These, dass ein unversöhnlicher Pluralismus moralischer Normen eine Dimension des Ethischen ausdrückt, die in evolutiven Konzepten unterschätzt wird, bleibt zu prüfen. Dieses Werk reiht sich in die philosophisch-soziologische Grundlagenforschung ein, die seit Max Scheler und Helmuth Plessner als Philosophische Anthropologie betrieben wird und von Gehlen mit großer Sachkenntnis fortgeführt wurde.
Dieses Buch ist ein Klassiker der philosophischen Anthropologie und das wichtigste Werk von Arnold Gehlen. Es fasst Gehlens Modell des Menschen als „Mängelwesen“ zusammen, das auf Handlung und kulturelle Kompensation angewiesen ist, um sich von seiner bedrohlichen Umwelt zu entlasten. In diesem Werk wird auch Gehlens Institutionenlehre erstmals umfassend skizziert, die aus der Revision seiner ursprünglichen Theorie der „obersten Führungssysteme“ hervorging. Gehlens Hauptwerk gilt als der fortgeschrittenste Versuch, die Philosophische Anthropologie mit den Erkenntnissen empirischer Disziplinen zu verbinden. Diese Ausgabe bietet die textkritische Edition der Gesamtausgabe mit dem Text der 4. Auflage von 1950, die die letzte tiefgreifende Umarbeitung des erstmals 1940 erschienenen Textes darstellt.